unterschiedlichen
Gemeinschaften, denen sie zu einem bestimmten Zeitpunkt angehören« (Bolter 1997:
50).
Dass Medientechnologie Gattungen und Stile mitbedingt und Ideen zuweilen erst reifen lässt, ist das eine (und zu wissen im Grunde genommen ein Allgemeinplatz mittlerweile), dass darüber hinaus bspw. durch Tauschbörsen im Internet Wertschätzungen der Musik gegenüber neu definiert werden, ist das andere, was über die Musik hinaus auch das Medium Internet zum Gegenstand der Untersuchung erhebt. Schon hier wird deutlich, dass die Grenzlinie zwischen Internet und – sagen wir mal unvorsichtigerweise – »eigentlicher wirklicher« Welt fließend ist. Nicht nur die Musikindustrie kann – bezogen auf das Beispiel der Tauschbörsen – darüber berichten. Die eine Welt bedingt die andere, und die so bedingte Welt zeigt sich rückgekoppelt und beeinflusst das, von dem es sich bedingt zeigt. Aus eben diesem Grunde einer Rückkopplungsschleife, die sonderbare Attraktoren ausbilden mag, beschäftigt sich die Arbeit auch nicht allein mit der Musikkommunikation und Jugendsozialisation im Internet, sondern mit der von »Hard-Net« (mit unserer so vertrauten materiellen Welt) und »Soft-Net« (mit der programmatisch verfügten virtuellen Welt). Wer das Internet auf seine Einflussgrößen in einem bestimmten Rahmen untersuchen will, kommt nicht umhin, auch Einflussgrößen – aus anderen Richtungen kommend – zu untersuchen. Die kurzen Ausführungen zu Beginn verdeutlichen, dass das Internet im Rahmen von Musikkommunikation und Jugendsozialisation als Thema einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu erheben die materielle, »anstößige« Welt nicht ausklammert, sondern explizit einbezieht. Das wiederum kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Denkbar wäre es – mit Blick auf die Bedingung der Möglichkeit der immateriellen Welt –, technische Daten zu rekapitulieren und auf dieser Basis von Hardware und entsprechender Übertragungskapazitäten die musikalischen Möglichkeiten zu reflektieren. Selbstredend ist mit Drucklegung das Technische längst überholt und Gesagtes beschreibt einen antiquarischen Wert. Eine andere Herangehensweise wäre es, eine Vielzahl von musikalischen Web-Sites vorzustellen, wissend, dass viele Darstellungsleistungen im Augenblick der Niederschrift sich beziehen auf längst Verflüchtigtes. Das Netz ist ein ausgesprochen flüchtiges Medium, innerhalb eines Jahres (von 1998–1999) sind so 44% der Web-Sites nicht mehr zu identifizieren gewesen (Hartmann 2000: 312). Dieter E. Zimmer beziffert die durchschnittliche Lebensdauer eines Dokuments im Web zwischen 44 und 70 Tagen. Jeder, der in Publikationen schon einmal auf Web-Adressen verwiesen hat und diese nach einer Weile wieder aufzusuchen gedenkt, weiß von der Flüchtigkeit des Mediums zu berichten. Das mag man einerseits als Ärgernis betrachten, andererseits allerdings zeigt sich darin schon eine spezifische Qualität des Netzes: Alles unterliegt einem permanenten Wandel. (Darüber wird im Folgenden vielfach zu berichten sein.) Aber auch, wo Gedrucktem entnommene Adressen, zu einem späteren Zeitpunkt in Webbrowser eingegeben, Web-Sites aufbauen, mögen diese und die dort vorgefundenen Informationen dem Beschriebenen nicht mehr entsprechen und längst aktualisiert sein.1
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