Das Buch versucht im Ganzen auf unterschiedlichen Feldern sowohl die Musikkommunikation
als auch entsprechende Sozialisationstendenzen im Medium Internet zu untersuchen.
Bevor nun nach den längeren einleitenden Worten (vielleicht endlich) darauf eingegangen
wird, worum genau es in den folgenden Kapiteln geht, soll zu dem bislang schon
Ausgeschlossenen Weiteres herausgestellt werden, was
nicht dargestellt wird. Dieses
Buch gründet in unterschiedlichen Theorien (maßgeblich sind dies die Systemtheorie
nach Luhmann
, der Dekonstruktivismus nach Derrida, die Medientheorie nach
McLuhan
), es wird trotzdem darauf verzichtet eine theorienimmanente Einführung in die
genannten Hypothesengebäude zu geben. Zur Medientheorie und zur Systemtheorie habe
ich dies am anderen Ort (vgl. Schläbitz 1997) in wesentlichen Teilen geleistet. Den Stand
bspw. der medientheoretischen Diskussion habe ich dort hergeleitet, einen erneuten
Stand der Diskussion festzuhalten wäre sicherlich interessant, dem galt aber nicht das
Forschungsinteresse dieser Arbeit und unterblieb darzulegen infolgedessen. Statt
dessen wird dort, wo die inhaltliche Diskussion um bestimmte musikalische oder
gesellschaftliche Phänomene dies nahe legt, Theoriewürdiges ausführlich dargelegt und
grundlegend erörtert. So wird der Dekonstruktivismus hinreichend und dominant im
Zusammenhang mit der Musik im Kapitel:
»Spurenreiche lose Kopplungen: Von
Derrida über Luhmann bis ...« dargelegt. Der Vorteil eines solchen Vorgehens
zeigt sich darin, dass Abstraktion und Konkretion besser aufeinander bezogen
werden können. Gelegentlich bei diesem Vorgehen auftretende Redundanzen
werden dabei nicht nur hingenommen, sondern begrüßt, da die Einzelkapitel
modularen Charakter erhalten und auch losgelöst vom Ganzen gelesen werden
können.
Worum geht es aber nun in den einzelnen Kapiteln? Diese Arbeit verfährt in einem
ganz wesentlichen Maße dekonstruktiv. Das heißt, dass generell Abschied genommen
wird von einem ontologischen Beweggrund, um den Gedankenwelten kreisen. Statt
dessen wird die Ansicht einer flexiblen, vernetzten und zeichenhaften Struktur gepflegt,
die variabel bleibt und dabei verweisungsreiche Kerngedanken pflegt, ohne auf
wesentliche Kerne mit Identitätsprofil zu stoßen. Infolgedessen wird praktisch in jedem
Kapitel für sich und an bestimmten Problemstellungen das ontologische Fundament auf
seine Relevanz diskutiert: Wer bspw. Überzeitliches in der Musik in welcher
Erscheinungsform auch immer konstatiert, rekurriert auf ein transzendentes Ideal. Das
mag es vielleicht sogar geben (wer will das schon wissen), aber solange das »Ding an
sich« der Erfahrung und dem Intellekt unzugänglich bleiben, ist eine Diskussion darum
mehr mit religiösen Motiven unterfüttert denn wesentlich wissenschaftlich geführt,
da das konstatierte Überzeitliche, an das (bislang) nicht heranzukommen ist,
eine axiomatische Setzung ist, an die schlicht zu glauben ist. Und dass das
in Klammern gesetzte »bislang« alsbald ausgeklammert werden kann, darf –
wenn an die Bemühungen der Vergangenheit und an den Stand gegenwärtiger
Erkenntnistheorien gedacht wird – zumindest begründet bezweifelt werden:
»[A]uch zweitausendjähriges Nachdenken über den Wesenskern, der als allem
zugrundeliegend gedacht war bzw. ist, hat uns diesem keinen Schritt näher
gebracht« (Gripp-Hagelstange 2000: 8). Es zeigt sich wohl darin ein legitimes
Glaubensbekenntnis, bietet darüber hinaus aber eher eine Psychoanalyse des Selbst.
»Wie du das Wort ›Gott‹ verwendest, zeigt nicht, wen Du meinst – sondern, was Du
meinst« (Wittgenstein 1984: 521, Hervorhebung im zweiten Fall durch N.S.).