- 15 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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eher zur persönlichen Gefährdung und zum Ausschluss bei, da man sich dem systemischen Durcheinander mit einmal gelernten Regeln und Antworten kaum mehr gewachsen zeigt. Man grenzt – wie dies Schwanitz Auswahl zeigt – mehr permanent aus, als dass Bildung geschöpft und erneuert wird. Die durch das Gelernte vermeintliche Bereicherung hat zur Folge dann die Verarmung, sofern man Gelerntes als evidentes Gut versteht und nicht als Transformationsmasse.

Das vorliegende Buch »Mit System ins Durcheinander« versucht auf das Jenseits festumrissener Werte den Blick zu lenken, die Produktivkräfte darin auszumachen. In dem aktiven Umgang mit Wissen ist vielleicht der Standpunkt auszuloten, der Halt verleiht; wer den festen Stand im passiv rezipierten Wissen dagegen zu finden versucht, steht dem umstehenden gesellschaftlichen Durcheinander nur verständnislos gegenüber und mag im Klammern daran den Halt verlieren. Und so sind es denn die Kontingenz, die Polykontextualität, an denen gegebenenfalls aufzurichten ist, sofern die Qualität derselben entdeckt ist, sprich: sofern ein Bewusstsein für die Kontingenz nur gegeben ist.

1.3.  Kontingenz vs. Notwendigkeit

»Zur Vielseitigkeit gehört nicht allein ein weitumfassendes System,
sondern auch Sinn für das Chaos außerhalb desselben, wie zur
Menschheit der Sinn für ein Jenseits der Menschheit«

(Friedrich Schlegel 1980: 270).

Wo ein Denken der Kontingenz sich Raum schafft, ist das mit nicht unerheblichen Konsequenzen verbunden, denn der Gegenbegriff von Kontingenz verliert damit an Bedeutung: Notwendigkeit. Im Falle des Notwendigen greift eins ins andere, ist so und nicht anders und »vernünftig« begründet. Es sind im Bereich der Musik dann Werke zu verabschieden, und in der Musikgeschichtsschreibung kann von Entwicklung die Rede sein, sind aufeinander aufbauende Epochen zu beschreiben. »Es ist dieses Reich der Notwendigkeit, das nach unausweichlichen, schicksalshaften Regeln und in – von Gott hergeleiteter – Vernünftigkeit dem Kontingenten gegenüber einen festen Halt darstellt« (Daniel 2001: 420). Das Notwendige, von dem aus auch die begründete Kontinuität, der Entwicklungsgedanke sich schließlich ableiten, ist


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