- 9 -Schmidt, Markus: Ästhetik und Emotion in der nordindischen Kunstmusik 
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  • Tonname: gandhāra (Ga), Farbe: goldenes Gelb, Gottheit: Śārasvāti, Tierlaut: Stimme der Ziege
  • Tonname: madhyama (Ma), Farbe: funkelndes Weiß, Gottheit: Śiva, Tierlaut: Stimme des Reihers
  • Tonname: pañcama (Pa), Farbe: Schwarz, Gottheit: Viṣṇu, Tierlaut: Stimme des Kuckucks
  • Tonname: dhaivata (Dha), Farbe: Gelb, Gottheit: Ganeṣa, Tierlaut: Stimme des Frosches
  • Tonname: niṣāda (Ni), Farbe: bunt, vielfarbig, Gottheit: die Sonne, 34
    34   Hiermit ist nicht die Sonne im Sinne eines Himmelskörpers, sondern die Essenz des Bewusstseins gemeint, vgl. Sharma (Hrsg.), 1984, S. 156.

    Tierlaut: Stimme des Elefanten
  • Neben der Zuordnung einzelner Töne zu den rasa werden, in Anlehnung an Mataṇga, die ga-s nach den Tages- und Jahreszeiten klassifiziert, in denen sie gesungen oder gespielt werden sollen.

    Einige der bei Śārṅgadeva erwähnten ga-Namen sind heute noch gebräuchlich (z. B. Hindola, Dipāka, Vehāri), 35

    35   Vgl. Sharma (Hrsg.), 1989, S. 143 f.

    wenngleich die musikalische Struktur sich im Laufe der Zeit erheblich geändert haben dürfte. 36
    36   Vgl. Koch, 1995, S. 32 f.

    Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Musik im 13. Jahrhundert als eigenständige Kunstform längst etabliert ist, und ihr eine, dem altindischen Theater gleichwertige, ästhetische Potenz zugeschrieben wird. Unter Einbeziehung der korrespondierenden rasa, Tages- und Jahreszeiten, Farben und Gottheiten ist das synästhetische und musikalisch zentrale Konzept »ga« bereits vollständig entwickelt. Der emotionale Gehalt der ga-s, der sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte zu einem ausgesprochenen Persönlichkeitscharakter entwickeln wird, findet im Saṅgitaratnākara seinen Ursprung.

    2.5.  Ästhetische Entwicklungen im 15., 16. und 17. Jahrhundert

    Diesem Kapitel wird bewusst keine musiktheoretische Schrift zugrunde gelegt, da sich die Veränderung des musikästhetischen Konzeptes dieser Zeit am besten anhand außermusikalischer Entwicklungen zeigen lässt.

    Ab dem 10. Jahrhundert macht sich der islamische Einfluss im Norden Indiens bemerkbar und nimmt im Verlauf der nächsten 300 Jahre kontinuierlich zu. Um 1300 sind die wichtigsten politischen und kulturellen Zentren Nordindiens unter muslimischer Kontrolle, während der Süden von diesen Entwicklungen relativ unberührt bleibt. 37

    37   Vgl. Massey R. und J. , 1993, S. 40 ff.

    Der kulturelle Austausch zwischen Hinduismus und Islam wird begleitet von vielen musikalischen Neuerungen, was die Spaltung in eine nord- und eine südindische Musiktradition zur Folge hat. Viele Herrscher versammeln die besten Künstler ihrer Zeit an den Höfen. Musik, Malerei und Dichtkunst erleben einen ungeheuren Aufschwung, wodurch die Künste erneut zusammenzuwachsen beginnen. 38
    38   Vgl. Koch, 1995, S. 33 ff.

    Im 15. Jahrhundert entstehen auf diese Weise zahlreiche sog. gamāla,

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