- 8 -Schmidt, Markus: Ästhetik und Emotion in der nordindischen Kunstmusik 
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Eine weitere Besonderheit des Textes besteht darin, dass Mataṇga eine erste Klassifikation der zu seiner Zeit existenten rāga-s liefert, 24
24   Vgl. Rao, 2000, S. 7.

die jedoch im Rahmen dieser Arbeit keine weitere Berücksichtigung finden kann.

2.3.  Das Saṅgīta-Makaranda des Nārada

Zwischen 700 und 1100 n. Chr. verfasst, werden die rāga-s im Saṅgīta-Makaranda anhand der Zuordnung zu den rasa klassifiziert. Nārada unterscheidet Melodien männlichen, weiblichen und neutralen Charakters. Den rasa raudra, vīra und adbhuta werden die männlichen (rāga), den rasa śṛṅgāra, hāsya und karuṇā die weiblichen (rāginī) und den rasa bībhatsa, bhayānaka und śānta die neutralen Melodietypen zugeordnet. 25

25   Vgl. Koch 1995, S. 30 f.

Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung der modernen Auffassung von Ästhetik wird dadurch unternommen, dass hier bereits die heute übliche Zuordnung der rāga-s zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten angedeutet wird. 26
26   Vgl. Rao, 2000, S. 7.

2.4.  Das Saṅgitaratnākara des Śārṅgadeva

Das wohl wichtigste Werk zur indischen Kunstmusik wurde zwischen 1210 und 1247 verfasst und gewinnt seine Bedeutung aus folgenden Gründen:

  1. Einen Großteil des heutigen Wissens über die altindische Musik verdanken wir dem Saṅgitaratnākara, da es einen umfassenden Kommentar zum Nāṭyaśāstra und den nachfolgenden musikalischen Entwicklungen darstellt.
  2. Die Entwicklung des rāga-Konzepts kann zu diesem Zeitpunkt als abgeschlossen gelten und wird detailliert erläutert.
  3. Das Werk wurde zu einem Wendepunkt der indischen Musikgeschichte verfasst. Die bisher als einheitlich anzusehende Kunstmusik wird sich in der Folgezeit, unter dem zunehmenden islamischen Einfluss, in eine nord- und eine südindische Tradition aufspalten. 27
    27   Vgl. Koch, 1995, S. 31 ff, Rao, 2000, S. 9 f, Veer, 1987, S. 45 ff.

Wie im Nāṭyaśāstra werden den Haupttönen (svara) korrespondierende rasa, 28

28   Vgl., Sharma (Hrsg.), 1984, S. 157 f (Saṅgitaratnākara , I, 3, 59c–60b).

Farben, 29
29   Vgl. Sharma (Hrsg.), 1984, S. 153 f (Saṅgitaratnākara, I, 3, 53b–56b).

Götter 30
30   Vgl. Sharma (Hrsg.), 1984, S. 156 (Saṅgitaratnākara, I, 3, 57c–59b).

und, als Novum, Tierlaute 31
31   Vgl. Sharma (Hrsg.), 1984, S. 147 (Saṅgitaratnākara, I, 3, 46c–47b).

zugeordnet. Da die Zuordnung der Zentraltöne zu den rasa identisch ist mit der des Nāṭyaśāstra, sei hier nur die Korrespondenz der entsprechenden Farben, Götter und Tierlaute schematisch dargestellt:

  1. Tonname: ṣaḍja (Sa), 32
    32   Siehe Fußnote 15.

    Farbe: rot, Gottheit: hni, Tierlaut: Stimme des Pfaus
  2. Tonname: ṛṣāabha (Re), Farbe: blasses Gelb, Gottheit: Brahmā, Tierlaut: Stimme des taka 33
    33   Mythologischer Vogel, Vgl. Sharma (Hrsg.), 1984, S. 147.


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