- 65 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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einem 4 Minuten langen Musikstück bereits die Übertragung allein DM 0,92, also knapp eine D-Mark.

Diese umfangreichen Schutzmechanismen, die hohen Übertragungskosten und die lange Jahre offene Frage, wie man die heruntergeladenen Dateien auf herkömmlichen Geräten abspielen bzw. dorthin transferieren kann, haben eine kommerzielle Nutzung und die damit gesicherte legale weite Verbreitung und Anwendung der Technik erschwert. Die Vorstellung, dass die privaten Haushalt in Deutschland sich in absehbarer Zeit eigene CD-Brenner oder eine Magnetband-Speichereinheit anschaffen werden, war 1997 noch illusorisch, auch wenn die wiederbeschreibbare CD (CD-R) auf der Internationalen Funkausstellung Berlin 1997 als marktreif vorgestellt wurde.

Vor allem durch den Wechsel vieler Nutzer in die Grauzone der halblegalen Tauschbörsen musste die Musikindustrie bereits ab 1998 erstmals einen Umsatzrückgang (von 2,574 Milliarden DM in 1998 auf 2,5 Milliarden DM in 1999) und ab 1999 auch erstmals einen Absatzrückgang bei dem Verkauf von CD-Alben (von 198 Millionen in 1999 auf 190,6 Millionen in 2000) hinnehmen. 2002 wurden bereits 259 Millionen CD-Rohlinge mit Musik bespielt – 42 % mehr als im Vorjahr und weitaus mehr als die 165 Millionen bespielten CD-Alben, die 2002 verkauft wurden.189

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Studie Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) 2002, zit. Münstersche Zeitung vom 5. April 2003
Bereits im Jahr 2002 wurden in Deutschland etwa 622 Millionen Songs aus dem Internet geladen.190
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Ebenda.
In der ganzen Welt waren es im Jahr 2002 etwa 5 Billionen Songs, die über mindestens 130 Tauschbörsen zur Verfügung standen.191
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Websense/Yankee Group, zit. Focus 7/2003.
Nach aktuellen Schätzungen wurden Mitte 2003 legale Angebote von ca. 200.000 Nutzern, illegale dagegen von ca. 8,3 Millionen Nutzern aufgesucht.192
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Daten nach Zeit, 21.8.2003, S. 19 unter Berufung auf Zahlen der GfU, IDC, ifpi, Mercer, T-Online und Philips.

Ein Problem, das sich bei Music on Demand stellt, ist – wie bei CD on Demand – die Ausschaltung des bzw. die Konkurrenz zum Zwischen- und Einzelhandel. Die neue Technik fordert den Aufbau einer Direktdistribution per elektronischer Netzwerke. Dies kann natürlich auch per Lizenz über den Einzelhandel geschehen, indem Server mit den gespeicherten Musikstücken beim Händler aufgestellt werden. Ein frühes Beispiel ist der Karstadt Music Master.193

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S. Lencher/Bochnig 1997 und Stolberg/Ohrtmayr 1997.
Eine technische Frage war, ob dieses Modell für Datenbanken und Music on Demand passt, ob genügend Verbraucher bzw. Interessenten an Computernetze angeschlossen sind bzw. ob die angeschlossenen Personen auch die Zielgruppe der via Netzwerke zu handelnden Musik sind. Auch der Preis ist hier zu nennen, denn die Übertragung über ISDN-Leitung war zunächst sehr teuer (s. o.).

Eine »gesellschaftliche« Frage dagegen ist, ob die potentiellen Kunden nicht noch am »physikalischen Träger«, also etwa der CD, hängen. Hier muss die Frage lauten, ob der Gewinn oder Fortschritt groß genug ist bzw. gemacht werden kann, um zum Wechsel des Trägermediums zu veranlassen. Dies betrifft auch die tonträgerlose Speicherung. Hier fragt sich der potentielle Kunde möglicherweise, wie sicher die Speicherung auf der Festplatte ist – insbesondere, wenn er etwa mit Computerabstürzen,


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