2.4.3.5 Trägerloser Bezug von Musikstücken über das Internet: Music on
Demand
Music on Demand ist bereits seit zehn Jahren möglich: Schon 1994 vertrieb das freie
Internet-Musikarchiv IUMA Musikstücke der beteiligten Gruppen direkt und ausschließlich über
das Internet.184
Technisch war eine Übertragung einer CD mit 650 Megabyte Daten
bereits 1997 in etwa drei Minuten möglich. Allerdings standen die dafür
benötigten Leitungskapazitäten nur sehr wenigen Nutzern bereits zur
Verfügung.
185
Thielmann ebenda. Vgl. auch Butscher et al. 1996 und Hutchison et al. 1996.
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Bereits auf der KlassikKomm 1995 wurde dieses Thema diskutiert, aber eher verhaltene Prognosen
abgegeben.186
Sven Thielmann zu »Musik aus dem Netzwerk« in der Round-Table-Diskussion. S.
Pressematerialien des Deutschen High Fidelity Instituts zur KlassikKomm 1995. Hamburg
1995.
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Die Diskussionsteilnehmer auf der KlassikKomm 1997 dagegen waren sich einig,
dass sich diese Technik sicher etablieren wird, allerdings erst innerhalb der
nachfolgenden fünf bis zehn Jahre mit ausreichender Nutzerzahl kostendeckend arbeiten
würde.
187
Über die Möglichkeiten neuer Medien für die klassische Musik diskutierten auf der Klassik
Komm 1997 u. a. Peter James (VUT), Carl Mahlmann (EMI), Klaus Täubrich (Haus der
Multimediaproduzenten), Toni Fiedler (Syrinx), Birgit Morhenn (AOL), Hans-Dieter Queren
und Sid McLauchan (DGG). Vgl. Katalog der KlassikKomm 1997 sowie entsprechende
Medienberichte.
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1997 startete dann die Deutsche Telekom mit der deutschen Musikindustrie
ein Modellprojekt. Auch der damalige Kommunikationskonzern o.tel.o (die
Telekommunikationsgesellschaft von RWE und VEBA) kündigte bereits auf der
Funkausstellung 1997 ein geplantes Jointventure mit Fritsch&Friends an, das unter
dem Namen »MediaCity« den Download von Musikstücken möglich machen
sollte.
Der große Vorteil für den Kunden bei dieser Anwendung ist, dass er wirklich
nur die Stücke kaufen muss bzw. kann, die er haben möchte und nicht an den
Kauf einer »ganzen CD«, also einer kompletten Produktion, gebunden ist.
Allerdings wurde dies etwa bei dem Dienst der Deutschen Telekom trotz voller
Internet-Download-Möglichkeit nicht freigegeben, man konnte nur jeweils »ganze
Platten« ordern, aber keine Einzelstücke. Die geschah nach Aussagen der Betreiber
auf Drängen der Musikindustrie, die die Einzelverwertung der Werke einer
Platte noch kritisch sah. Auch Fragen der Weiterkopierbarkeit wurden hier
angegangen. So war etwa die Abspielsoftware für die Musikwerke sowie die
Übertragung der Musikstücke individuell für nur einen Anwender eingerichtet und
verschlüsselt, womit ein Weiterkopieren erschwert und der Urheber ermittelt werden
konnte.
In die gleiche Richtung gehen auch die aktuellen Bemühungen der
Tonträgerfirmen um die flächendeckende Einführung und Verwendung des
universellen Identifikationscodes ISRC (International Standard Recording
Code) für Ton- und Bildaufzeichnungen auch für Musik im Internet
allgemein.188
S. ausführlich zu ISRC: Hansen 1997.
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Hinzu kamen die Kosten: In dem Deutsche Telekom-Demand-Dienst etwa wurden für die
Übertragung des Musikstücks in den ersten Jahren DM 0,23 pro Minute gefordert. Der
Preis für das Musikstück selber legte der Anbieter fest. Da in Realtime übertragen wurde
(also Übertragung während bzw. im Tempo des Abspielens des Stückes) kostet so bei