- 48 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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In der »ersten Stunde« waren hohe Investitionen getätigt worden: In eineinhalb Jahren (1981/2) hatte Polygram 30 Millionen DM in Bauten und Anlagen investiert. 180 Mitarbeiter waren in der CD-Entwicklung und CD-Produktion beschäftigt. 1983 wurden weitere Investitionen in etwa gleicher Höhe angepeilt.138

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Franz, 1983.
Auch wenn Franz von der Wirtschaftsseite sehr euphorisch formuliert, spiegelt seine Aussage dieses Wagnis wieder:139
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Zitiert nach Franz, 1983.

Der Sprung in technisches Neuland und das damit verbundene hohe Investment ist kühn. Ein beachtlich kostspieliger Wechsel auf die Zukunft wurde gezogen im Vertrauen auf die Durchschlagskraft einer hervorragenden technischen Leistung. Daß Musikliebhaber sich auf Compact Disc ein- und umstellen werden, daran besteht kein Zweifel!

Im Januar 1981 wurde über die Produktion entschieden, August 1982 begann die Produktion. Seitdem verdoppelte die CD-Produktion in Hannover ihr Liefervolumen jährlich, 1986 wurden über 50 Millionen Stück gefertigt. 1986 wurden in Deutschland rund 13 Millionen CDs verkauft, für 1987 wurden rund 22 Millionen angepeilt.140

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Zahlen nach Hay, 1988.

Die sehr große Beliebtheit der Compact Disc führte sogar schnell zu seiner Einschätzung als »Billigprodukt und Lockvogelobjekt« durch entsprechende Werbestrategien von Großkaufhäusern. So musste die Phonographische Industrie 1994 eine Kampagne zur Hebung des Ansehens der Compact Disc starten, »Musik ist ein Geschenk«.141

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Bericht Der Musikmarkt, 23/1994, S. 5.
Hier sollte das durch »Preisschleuder-Aktionen in den meisten Handelsformen über viele Jahre hinweg erst ruinierte Ansehen des Tonträgers«142
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Ebenda.
wiederhergestellt werden und so dem Eindruck entgegengetreten werden, dass das »Kulturgut Tonträger« ein »Billigprodukt und Lockvogelobjekt« sei. Gerade die anfänglich große Beliebtheit der Compact Disc aber hatte diese Werbeform erst ermöglicht, die ihrem eigenen Image dann so schwer schadete.

Was möglicherweise dieses Misstrauen gegenüber der Wirtschaft gestärkt hat, ist die Tatsache, dass die CD keine ureigenst für die Musik entwickelte »Schallplatte«, sondern ein Informationsspeicher ist. So schließt Jecklin zu möglichen Marktüberlegungen:143

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Zit. Nach Jecklin, 1989.

Und dann wird man auch daran denken, dass die CD ja nicht als Tonträger, sondern als Informationsspeicher entwickelt worden ist. (...). Daß die Industrie die CD zuerst als Tonträger etabliert hat, ist nur auf kommerzielle, nicht auf künstlerische Überlegungen zurückzuführen.

Natürlich erschließt sich auf dem Musikmarkt der größte Kundenkreis für eine Ersteinführung der neuen Speichertechnik. Es stellt sich hier aber die Frage, ob die Einführung der CD auf dem Musiksektor nicht eine einfache Entsprechung von Angebot und Bedarf (hier die Verbesserung der Musikwiedergabe) und kein »genial-diabolischer Plan der Industrie« gewesen ist. CD-ROM-Laufwerke wurden


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