- 47 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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das Heben und Senken des Tonarms etc. und formuliert:134
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Zitiert nach Jecklin, 1989.
»Als Objekt ist die CD im Vergleich zur LP nichts«. Dies ist aber vor allem für die Hörer ausschlaggebend, die sich als »echte Audiophile« verstehen, mithin eine sehr kleine Gruppe. Für diese Untersuchung sollte aber vor allem der »normale Hörer« im Vordergrund stehen, dem es in erster Linie um »die Musik« geht, egal ob von CD, Schallplatte oder aus dem Konzert. Für ihn sind Sachargumente entscheidend, von denen innerhalb der Diskussion ebenfalls viele ausgetauscht wurden.

2.3.3.  Die Einführung der CD: Wirtschaftlicher »Selbstgänger« oder Wagnis?

Ein wirtschaftliches Wagnis bei der Neueinführung der Compact Disc wird von Heister generell in Frage gestellt:135

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Zitiert nach Heister 1985, S. 14.

Wäre das Bedürfnis der »Verbraucher«, der HIFI- oder gar der Musik-Hörer nach weiterer Vervollkommnung der technischen Reproduktion von Musik das Ziel der Innovation, so wäre das im wesentlichen auch durch kontinuierliche Verbesserungen innerhalb der bestehenden technischen Verfahren und Medien erreichbar. (...) Tatsächlich dient die Compact Disc vorrangig dem »Bedürfnis« der Konzerne nach Stabilisierung und Ausweitung des Phono-Markts. Denn von deren Standpunkt aus hat die Compact Disc den grundlegenden Vorzug, dass Tonträger wie Gerät mit dem bisherigen Schallplattensystem vom technischen Prinzip her »inkompatibel« (...) sind.

Dabei übersieht Heister, dass gerade die Einführung einer neuen Technologie mit einem notwendigen Systemwechsel auch ein großes Marktrisiko und hohe Investitionen mit sich bringt. Kunden werden ein komplettes Speicher- und Abspielsystem eben nur dann wechseln, wenn sie einen deutlichen Zuwachs an Qualität oder Komfort erhalten. Auch die Notwendigkeit eines Systemwechsels wegen der Erweiterung der Dynamik und der Unempfindlichkeit gegen Veränderungen und Verzerrungen bei der CD stellt Heister in Frage, insbesondere wegen des »damit verbundenen riesigen wirtschaftlichen und technischen Aufwand«.136

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Zitiert nach Heister, 1985b, 109.
Hier ist also plötzlich von einem großen Aufwand die Rede, wogegen es zuvor hieß, die neue Technik sei ein Selbstgänger, der unnötig sei und ohne großen Aufwand und Risiko nur zu Nutzen der Industrie eingeführt werde. Dabei, so Heister weiter, würde der Markt durch die Tendenz zu ausländischen Produktionen und die Orientierung auf den US-Markt und die US-Konzerne »brutalisiert«, da sie »viermal im Jahr Bilanz machen würden und darauf achteten, dass das Produzierte sich in kürzester Zeit amortisiere«. Auch die »Gewinne verschwinden im großen amerikanischen Loch«.137
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Sikorski, zit nach Musikmarkt 1.8.1983,.
Unklar bleibt, warum dort soviel Druck gemacht wird, wenn die Einführung der CD doch laut Heister nur Gewinn abwerfen kann.

Hays Ausführungen belegen dabei den wirklichen Umfang dieses Wagnisses der Industrie, die vor ihren von den Kritikern postulierten Riesengewinnen erst einmal in der Tat große Investitionen tätigen mussten.


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