Bereits Keute wies mehrere Vorwürfe von Heister
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Es handelt sich nach wie vor nicht um den Live-Klang, sondern um seine Abbildung ... Schließlich gelten die besagten Vorteile auch nur dann, wenn die technischen Möglichkeiten auch wirklich voll genützt werden. Das ist aber in der Regel nicht der Fall; und auf absehbare Zeit sind viele CD-Scheiben nichts als Überspielungen von herkömmlichen Tonträgern. Auf der anderen Seite kritisiert Heister gerade diese zunächst vorgenommenen Überspielung von analogen Aufnahmen auf Compact Disc. Auch diesen Vorwurf entkräftet Keute mit dem Hinweis auf die klassischen (Analog-) Aufnahmen eines Walter oder Furtwängler sowie auf Teile der Produktionen von Böhm und Karajan, auf die man ebenso wie auf die Beatles oder auf Louis Armstrong verzichten müsste, wenn man nur digitale Neuaufnahmen betreiben würde.132
Alles in allem versucht Heister oft, verschiedene Argumente zu verknüpften, die nicht direkt zusammengehören und Zusammenhänge zu konstruieren, die sich zum Teil von Satz zu Satz widersprechen und von Fall zu Fall – je nach der entsprechenden Zielrichtung des Verfassers – anders ausgelegt werden. Hatte Heister etwa nur wenige Seiten zuvor analysiert, dass auch große Labels ihre CDs wegen derzeitig fehlender Produktionsstätten bei einem der wenigen Preßwerke in Auftrag geben, so wird im Zusammenhang mit dem angeblich geringen wirtschaftlichen Risiko der CD-Produktion plötzlich geschlossen:133
Da große Fertigungskapazitäten für die Compact Disc bereits aufgebaut sind, wird sich die Durchsetzung der Compact Disc in einer Art sich selbst erfüllender Prophezeiung beschleunigen. Generell setzt Keute konkrete Argumentationen und eine differenzierte Sicht und Darstellung der Dinge gegen die oft platten Pauschalisierungen der Kritiker und erzielt damit eine große Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft, ohne polemisch zu werden. Im Bereich der Repertoireentwicklung haben sich – abschließend bewertet – alle Annahmen und Befürchtungen der CD-Kritiker als falsch erwiesen.
2.3.2.6 »Erlebnis analoge Schallplatte«Neben der vermeintlichen Kälte des Klangs wurden auch Unterschiede in der Verpackung der Platte, z. B. die Gestaltung der Plattenhülle, und in der Nutzung (das »Zelebrieren« des Abspielens, das bei der Schallplatte erlebnishafter als bei der CD war) angeführt. So kritisiert Jecklin die bei der Compact Disc fehlende »Aura« und das fehlende sinnliche Erlebnis wie etwa das Herausnehmen aus der Plattenhülle, |