Was Heister übersieht, ist, dass gerade die »Unhörbarkeit« des neuen Trägers eine wirklich unabhängig von der Technik mögliche Bewertung einer Interpretation erst erlaubt. Heister versucht, auch weitere Vorteile der CD wieder gegen die CD selbst zu richten. Eine Ausweitung der übertragbaren Frequenzen bis auf 5 Hz etwa hält er für musikalisch sinnlos, da das Hörvermögen nur bis etwa 20 Hz hinunterreiche. Hier werde nicht die Musikwahrnehmung gefördert, sondern »eine bloß physiologische, d. h. körperlich spürbarer vibrations-technischer Fortschritt im Dienst von Musik als Droge und Massage statt als message«.114
Auch der Vorteil der CD, recht unempfindlich zu sein, sei nicht positiv zu sehen, sondern verweise, so Heister, auf »übliche Verhaltensweisen: rücksichtsloser Umgang mit Gebrauchsdingen und Dauerberieselung durch Musik«. Dabei bietet die CD gegenüber der analogen Schallplatte neben dem Abspielen ohne Verschleiß auch Klimabeständigkeit bis zu 80 Grad Celsius und Unempfindlichkeit gegenüber Luftfeuchte und UV-Strahlung (Immelmann, 1988), was bei der schwarzen Scheibe oft zu Problemen geführt hatte. Auch die Möglichkeit, die Abfolge von Titeln zu programmieren, ist nach Heister »musikalisch-sozial problematisch«, da sie vor allem ein Schlager- oder Hit-Hören provoziere und nur scheinhaft den Wunsch nach Selbstbestimmung anspreche. Er schließt, der ganze »apparative Aufwand« nütze auch »ästhetischer Bildung und Musikaneigung« nichts, da er den Zusammenhang von »Handgriff und Begreifen« zersetze.115
2.3.2.4 Kopie als Entwertung des Originals?An die Frage von Original und Abbildung wird dann von den Kritikern eine Grundsatzdebatte angeschlossen: 116
So verweist er [Harden, 1985] auf ein Dilemma der technischen Reproduktion überhaupt (...): Woran soll sich die »treue« technische Wiedergabe halten, an die Partitur oder an die Konzert-»Realität«? Und weiter:117
Das erinnert an eine gleichsam musikphilosophische Prämisse, die etwa Rudolf Kolisch und Heinz-Klaus Metzger namhaft machen: Ist nicht bereits jede Aufführung eine Minderung und Verfälschung des im Notentext Kodifizierten? Wenn der Notentext allein die Identität des musikalischen Werkes |