- 42 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (41)Nächste Seite (43) Letzte Seite (108)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

mono oder stereo, ob analog oder digital: das sollte der möglichst verlustfrei reproduzierbaren Musik gegenüber sekundär bleiben. Entscheidend ist, und nur die Compact Disc kann das bislang bieten, dass die Musik von artfremd auratischen Schichten befreit wird.«
  • die Hörer, die sich als »echte Audiophile« verstehen und für die auch das sinnliche Erlebnis rund um die aufgezeichnete und wiederzugebende Musik eine wichtige Rolle spielt. Für diese stellt Schreiber fest:109
    109
    Zitiert nach Schreiber 1985, S. 75f.

    Jene zeitgenössischen Sozialhygieniker, denen das Fehlen der Nebengeräusche auf der Compact Disc der Inhumanität verdächtig vorkommt, können sich in der Tat auf Benjamins These berufen: »Was im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks verkümmert, das ist seine Aura.«

  • An einem besonderen technischen Zugewinn der CD, dem fehlenden Grundrauschen, macht Heister eine besondere »Tücke« der neuen Technik fest, da so die Technik unhörbar werde. Somit würde Zweck und Mittel seiner Meinung nach vertauscht, der »absolute Klang« löse hier die »›absolute Musik‹ der hochbürgerlichen Musikauffassung« ab.110

    110
    Zitiert nach Heister, 1985b.
    Diese Vertauschung von Zweck und Mittel (Klang und Musik) – so Heisters Kritik weiter mit Bezug auf Hans-Klaus Jungheinrich – gefährde auch die Interpretation durch die Tendenz der Digitalmethode, als technisches Gegenstück »allererster spieltechnischer Perfektion zu fungieren. (. . . ) Der Zwang zum Superstar bekommt (. . . ) noch einmal kräftigen Auftrieb«.111
    111
    Von Heister 1985b und Heister 1985a mit Bezug auf Hans-Klaus Jungheinrich als Urheber zitiert, aber nicht nachweisbar.
    Hier werde der Interpret nicht in erster Linie zu einer guten Interpretation, sondern zu einer begleitgeräuschlosen und technikgemäßen Ausführung gezwungen, argumentiert Heister.

    Dass im Gegenteil die Ausweitung der Dynamik und die rauschlose Aufnahme mit einfacher Schnittmöglichkeit ohne Qualitätsverlust die Möglichkeiten des Interpreten erweitert, wird Heister nicht klar. Dabei wirft er andererseits der CD-Technik vor, dass bei der Aufnahme teilweise Spielgeräusche wie das Berühren der Tasten und das Anschlagen beim Klavier mit aufgenommen werden, um den Life-Charakter zu betonen.112

    112
    Heister, 1985b.
    So drastisch sei die Wahrnehmung bereits verformt, dass »der nun wirklich ›natürliche‹ Klang als fremd erscheinen kann«.

    Er intendiert aber auch ein Verschieben von Ästhetik zu Technik, dass er der Compact Disc selber anlasten möchte:113

    113
    Zitiert nach Heister, 1985b.

    Es geht kaum mehr um Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Interpretationen oder um die Qualität musikalischer Werke, sondern hauptsächlich um Unterschiede zwischen verschiedenen Geräten oder zwischen dem jeweils letzten und den vorausgegangenen Stand der Technik.


    Erste Seite (i) Vorherige Seite (41)Nächste Seite (43) Letzte Seite (108)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
    - 42 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch