- 41 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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Aber die Compact Disc ist kein neues Medium, sie ist nur ein neuer Tonträger – und zwar besser als alle früheren. Daß sie nicht besser sein kann als die Qualität der auf ihr angebotenen »Message«, künstlerisch wie technisch, sollte eine Binsenweisheit sein.

2.3.2.3 Anforderung an »Neues Hören«

Auch der Vorteil der Compact Disc, ihre unverfälschte Wiedergabe des »Originalklangs« wurde von Heister als geplante Umprägung der sinnlichen Wahrnehmung kritisiert, »deren Veränderungen geradezu anthropologischen Charakter haben«.103

103
Zitiert nach Heister 1985, S. 31.
Er schließt, dass »der ›absolute Klang‹ (. . . ) so die ›absolute Musik‹ der traditionellen hochbürgerlichen Kunstauffassung ab[löst]«.104
104
Zitiert nach Heister 1985, S. 35.
Zwar billigt Heister zu, dass die Compact Disc die »Erweiterung und Verfeinerung des Hörbaren« gebracht habe, ebenso eine »wachsende Vielfalt und leichtere Zugänglichkeit der Nutzungsmöglichkeiten«105
105
Zitiert nach Heister 1985b.
Zugleich hat er aber auch eine weitere negative Wirkung dieser neuen Feinheit zur Hand:106
106
Zitiert nach Heister 1985, S. 31.

Geschärft wurde dabei generell der Sinn für Feinheiten – freilich vor allem für solche bereits innerhalb der Medienwelt, die sich als »zweite Natur« der Technik gegen die »erste« abdichtet.

In all diesen Vorwürfen muss in der Rückschau nicht automatisch ein Negativum gesehen werden. Greift man Heisters Begrifflichkeit auf, so muss man sogar das Gegenteil konstatieren: An die Stelle eines »Klanges« (Musik mit Geräusch, Rauschen und Weichzeichner) auf der analogen Platte ist die »reine Musik« getreten, eine Überspielung des Masterbandes auf Compact Disc. Auch hier wird wieder deutlich, wie unterschiedlich die neu, unverfälschtere Klangqualität gesehen werden kann. Schreiber weist zu Recht auf die wahre Natur dieser Diskussion hin: 107

107
Zitiert nach Schreiber 1985, S. 82.

Der Streit um die Compact Disc scheint mir weder medientechnisch noch kulturkritisch fundiert zu sein, eher durch hörpysiologische und verhaltenspsychologische Verkrampfungen geprägt.

Bis zur vollständigen Akzeptanz dieser neuen, »realitätsnahen« Klangästhetik nach so langen Jahrzehnten Analogplatte mussten noch einige Jahre vergehen.

Sie wird sicher auch vor allem bei den jungen Hörern eine neue »allgemeine Klangvorstellung« begründet haben, da diese ohne lang vorgeprägte Hörgewohnheiten den Wechsel schnell vollzogen haben bzw. die Probleme gar nicht erst gesehen haben. Diese Veränderung wird auch die Hörer auf die Dauer in zwei Gruppen unterscheiden:

  1. die Hörer, für die es in erster Linie um »die Musik« geht, egal von CD, Schallplatte oder aus dem Konzert. Für sie gilt, was Schreiber fordert:108
    108
    Zitiert nach Schreiber 1985, S. 83.
    »Ob

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