- 40 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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Zu kritisieren ist daher nicht der technische Fortschritt als solcher (...), wohl aber die spezifische ökonomisch-soziale Formbestimmtheit, unter der er hier vorangetrieben wird. Denn diese führt zu den chaotischen und nicht wirklich bedürfnisorientierten Formen und Wirkungen (...). Daher ist auch die Technik nicht schlechthin neutral, sondern sowohl in ihrer auf Maximalgewinn gerichteten Motivierung und Stimulierung als auch in ihrer sozialen Funktionalisierung gerichtet.

Nach Schreiber wurden damals an der Compact Disc die kulturkritischen Gedankengänge Theodor W. Adornos und Walter Benjamins nachvollzogen, allerdings ein halbes Jahrhundert zu spät.97

97
Schreiber 1985, S. 75.
Er schließt:98
98
Zitiert nach Schreiber 1985, S. 83.

Der Tonträger selber ist und bleibt wertneutral, und die Kritik an seiner Umfunktionierung zur »Message« kommt einer Dämonisierung der Technik gleich, in der die Verantwortlichkeit des Menschen verdrängt wird. Kulturkritik und Fortschrittspessimismus legitimieren sich erst dann, wenn sie von wohlfeilen Schuldzuweisungen Abstand nehmen.

Auf Kritikerseite wurde zwar einerseits die technische Verbesserung bestritten, zugleich aber der CD auch eine weitere Annäherung an das ideale Klangbild vorgeworfen. Vor allem Jungheinrich will dies als Fazit seines Sammelbandes (Jungheinrich 1985) folgern, wenn er unter Bezug auf Heister schreibt:99

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Zitiert nach Jungheinrich 1985, S. 10.

Heister [Heister 1985] (...) legt (...) den Finger auf die Schwachstelle aller HIFI-Euphorie: die jeweils letzte Innovation nimmt stets die Gestalt des »falschen Hasen« beim Hunderennen an; das nahrhafte Ideal (...) muss sich aber doch stets knapp entziehen, da die Identität von Ideal und Wirklichkeit zum tendenziellen Zusammenbruch des Marktes führen würde.

Andererseits war die Industrie von ihrer neuen Technik unbeirrbar überzeugt. Gusti Arendt von Sony hielt die Digitaltechnik sogar für einen der größten technischen Durchbrüche überhaupt: 100

100
Zitiert nach Gasbeleuchtung, 1983.

Die Entwicklung eines Digitalspielers, der Musik absolut originalgetreu und ohne Nebeneffekte wiedergibt, dürfte neben der Erfindung des Videorecorders das größte Ereignis der Branche sein.

Doch ist die Digitaltechnik auch gar nicht so ausschlaggebend, wie die Kritiker glauben machen wollen. Selbst Harden schätzt, dass der Vorteil der Digitaltechnik für die Qualität des Endprodukts etwa im gleichen Ausmaß zum Tragen kommt wie die übrigen aufnahme- und fertigungstechnischen Prozesse.101

101
Harden 1983.
Schreiber wehrt sich entsprechend gegen diese negativierende Gleichsetzung von Technik und »Message«:102
102
Zitiert nach Schreiber 1985, S. 82.

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