- 39 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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diesen Aspekt der Diskussion um die CD trotz anderer eigener Überzeugung auf den Punkt:91
91
Zitiert nach Jungheinrich 1985, S. 8.

Eine fundamentalistische Ökonomie- und Technikkritik argwöhnt, die Innovationsschübe bei der musikalischen Reproduktionstechnik seien Bluff. Meßbare Verbesserungen würden vom »durchschnittlichen« Hörer kaum mehr wahrgenommen.

Entsprechend vertrat Heister die Ansicht, dass die Compact Disc nicht notwendig gewesen sei, da die analogen Verfahren noch nicht ausgeschöpft worden seien und auch der PCM-Adapter für Videorecorder und das Spulen-Tonband, das zum Teil sogar der Compact Disc überlegen sei, gültige Alternativen böten.92

92
Heister 1985, S. 24f.
Er hält auch das Digitalsystem nicht für neu genug, um die Einführung eines neuen Trägersystems zu begründen, und schließt:93
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Zitiert nach Heister 1985, S. 20.

Im Hinblick auf den technischen Fortschritt geht die Compact Disc eben gerade nicht weit genug: sie ist nichts anderes als ein – wenngleich modernisierter – »Platten-Spieler«.

Fragen muss man sich hier natürlich, für wen die oben angeführten »Alternativtechnik« zu damaliger Zeit erschwinglich bzw. beherrschbar war, vor allem bezüglich des Spulentonbands und inwieweit die konstatierte fehlende Verbesserung wirklich begründbar ist. Sollte man also gar keine technischen Verbesserungen vornehmen, solange man nicht das Ereignis selber vollkommen abbilden kann? Dann hätte gar keine Speichertechnologie entwickelt und verbreitet werden dürfen, vor allem nicht die noch mangelhaftere Analogplatte, die die Kritiker ja so oft gerade als das Ideal darstellen, das durch die CD verdrängt werden soll.

Dass im Gegenteil Interesse der Industrie und Interesse des Musikliebhabers hier zu Synergieeffekten führen könne, war für die Kritiker nicht vorstellbar – sie hatten ihren Standpunkt bereits gebildet und verteidigten ihn trotz vieler Paradoxien in der vermeintlichen »Argumentation« oder »Beweisführung«. So führt etwa Csampai eine große Anzahl Wirtschaftsdaten über das Wachstum der Compact Disc-Branche als vermeintlichen Beweis für die Unnötigkeit der Einführung des neuen Trägers an und versucht so, einen Zusammenhang zu konstruieren, den es in diesem Sinn gar nicht geben kann.94

94
Csampai 1985.

2.3.2.2 Grundlegende Technikkritik

Diese fortgesetzten Angriffe auf die CD, die – entsprechend dem Trend der Zeit in den 80ern – hauptsächlich in einer Kapitalismuskritik an den Plattenfirmen wurzelte, hat auch die inhaltliche Diskussion um die Ästhetik der Compact Disc bestimmt: Eine Technik, mit der Gewinn zu erwirtschaften sei, so der Tenor der Kritiker, könne gar nicht kundenfreundlich, innovativ und zum Nutzen der Musik sein.95

95
So etwa Heister 1985a und Csampai 1985.
Die Kritik äußert sich dabei trotz Verneinung einer generellen Technikablehnung oft pauschal:96
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Zitiert nach Heister 1985, S. 28f.

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