gab es
gegen die neue Technik auch viele grundsätzlich kritische Stimmen, die heutzutage
allerdings weitgehend verstummt sind. Gegen die CD wurden viele verschiedene Aspekte
ins Feld geführt, die von vermeintlich technischen (z. B., die Digitaltechnik
»zerhacke« mit der digitalen Codierung die Musik) bis rein emotional-kontextualen
Argumentationen reichten (der Träger sei eben nicht mit so »sinnlichen« Aspekten wie
die Schallplatte ausgestattet). Weitere Kritikpunkte waren grundsätzlicher Natur
bezüglich allgemeiner »Vermarktung« der Musik und der Digitaltechnik als solche
(s. u.).
Dabei kann dieses Themenfeld nicht auf einer Sachebene diskutiert werden, da es in der Rückschau schlicht die gefühlsmäßige Bevorzugung eines sinnlichen Erlebnisses rund um die aufgezeichnete und wiederzugebende Musik und die Schwierigkeiten bei einer grundlegend neuen Aufnahmeästhetik dokumentiert. Gern folgt man hier der unverhärmten Polemik Christian Seilers in Bezug auf ein Loblied der Sinnlichkeit der Analog-Platte, weil er sich und seine Meinung nicht ad absolutum setzt.87
Denn in manchen Kreisen hat von vornherein recht, wer sich anmaßt, frei um sich schlagend Kultur zu vertreten, und von vornherein unrecht, wer im Dienste eines Unternehmens dasselbe zu tun versucht. Trotz der Emotionalität und der wenig konkreten Argumentation ist die damalige Diskussion ein wichtiger Faktor für das Erkennen und Berücksichtigen von Kundenwünschen bzw. Stimmungen und Einstellungen zu Technik. Da die CD heute als fest etabliert gelten kann, muss die vorliegende Darstellung nur noch eine bereits entschiedene Auseinandersetzung in der Retrospektive beschreiben und die wichtigsten Aspekte herausstellen, wobei im Gegensatz zum vorherigen Kapitel hier vor allem auf Fragen der ästhetischen Bewertung Bezug genommen wird. Auch war in den 1990er Jahren eine solche oft polemisch und emotional geführte Technik-Debatte wie sie bei der CD geführt wurde, nicht mehr zu erkennen gewesen. Bei Dolby-Surround etwa blieben die Kritiker, wenn überhaupt, streng am Sachthema und haben sachlich, technikimmanent und stringent argumentiert.90
Nachfolgend soll die damalige Debatte insbesondere am Beispiel der Beiträge des Musikwissenschaftlers Hans Werner Heister nachgezeichnet und kommentiert werden.
2.3.2.1 Grundlegende WirtschaftskritikDer wirtschaftskritische Vorwurf, die gesamte CD-Einführung diene ausschließlich der Bereicherung der Herstellerindustrie und sei von den technischen Verbesserungen her überflüssig, ist eines der meistgefundenen Argumente. Jungheinrich brachte |