- 37 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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Klangbild, die Konturen des Klaviertons treten klarer hervor, härter, uneingelullter durch jenen Effekt eines feinen Seidenschleiers, den Analogtechnik über die Aufnahme legt – er hat das sogenannte Modulationsrauschen als Ursache«.81
81
Zitiert nach Harden 1983.
Auch am Beispiel der Rheingold-Aufnahme von Solti aus Wagners Ring des Nibelungen, 1958 von John Gulshaw produziert, kann man ersehen, was die einfache Überspielung auf CD auch an Klarheit und Klangwirkung herausstellen kann, die man auf der Analogplatte gar nicht hört.82
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Bürgi, 1987.

Dennoch hätten viele der damals überspielten Aufnahmen Schölers Ansicht nach nicht auf Compact Disc veröffentlicht werden dürften, wogegen viele der Aufnahmen, die dies seiner Ansicht nach technisch und ästhetisch erlaubt hätten, noch nicht auf Compact Disc vorlägen.83

83
Schöler 1983.
Dies ist sicher auch auf die Umstellungsprobleme der »ersten Stunde« zurückzuführen: Bei den ersten CD-Aufnahmen wurde einfach eine PCM-Maschine statt der üblichen Analog-Maschine angeschlossen, sonst änderte sich nichts bei der Aufnahme. Dass diese dann manipuliert, mit vielen Mikrofonen, undefiniert weich und mit einem Hallschwanz nach jedem Akkord abgemischt wurde, war nicht weiter verwunderlich.84
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Jecklin 1983.
2.3.1.3 Ist die CD »kalt«?

Den Vorwurf, die Compact Disc klinge hart und kalt, trifft also in Wirklichkeit die Analogtechnik, die durch ihre technischen Unzulänglichkeiten ein Klangbild als »real« zementiert hat, das in Wirklichkeit (und diese bildet die Compact Disc ab) ganz anders beschaffen ist. Statt der »weichen« Analog-Technik bietet die CD-Technik ein unverfälschtes Klangbild. Dieses räumt auch Heister trotz seiner sonstigen Kritik an der CD ein:85

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Zitiert nach Heister 1985, S. 39.

Neben der Enttäuschung allzu hochgespannter Erwartungen dürfte dafür [für den häufig vermerkten unbefriedigenden Eindruck bei CD-Aufnahmen] vor allem mangelnde Anpassung der Aufnahmetechnik an die Bedingungen des Digitalverfahrens verantwortlich sein, bei dem etwa ein gewisser »Weichzeichner«-Effekt des Analogverfahrens entfällt.

Auch der starke Einsatz von künstlichem Nachhall bei der Analogplatte hat dieses falsche Klangbild sicher gefördert.86

86
Jecklin 1983.
Bei der Compact Disc-Ästhetik-Debatte geht es also gar nicht darum, ob die Compact Disc den Klang nicht »natürlich« wiedergibt, sondern darum, dass sie ihn ohne den gewohnten »Weichmacher-Sound« in neuer, ungewohnt »realer« Weise wiedergibt.

2.3.2.  Kontextfaktoren

Neben der oben dargelegten differenzierten und einfach konkretisierbaren Debatte zu technischen Fragen und Veränderungen durch die CD bzw. die Digitaltechnik


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