- 36 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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2.3.1.2 Problem des Inhaltstransfers von Analog auf Digital

Vor allem die in den ersten Jahren auf Compact Disc überspielten Analogaufnahmen kippten oft ins »Aufdringliche« und »Schrille«, aber eben nicht wegen Problemen der CD, sondern wegen ihrer Vorzüge, da die Ausweitung der Dynamik und Klangfülle oft erst die Beschränktheit der ursprünglichen Aufnahme aufdeckte. Auf die Problematik der Inhalte und der Umstellung auf neue Aufnahmemöglichkeiten bezog sich auch Produzent Ekkehart Ernstberger in der Startphase der CD:79

79
Zitiert nach Gasbeleuchtung, 1983.

Das Problem liegt ja nach wie vor an der Software, und solange nicht genügend Titel wirklich digital produziert werden und nicht nur von analogen Platten umgeschnitten, sehe ich wenig Sinn darin, damit groß ins Geschäft zu steigen.

Gerade bei Überspielungen von Analog-Aufnahmen auf CD ist die Digitaltechnik oft ein »Entlarver« alter Fehler. Franz Schöler begründet die oft festzustellende Ablehnung der Compact Disc sogar vor allem mit ihrer »offenlegenden« Klangqualität. Durch die guten Technik werde dem Hörer alle Mängel der Aufnahme offenbart, was zuvor durch die technische Unzulänglichkeit der Analog-Platte verborgen geblieben war.80

80
Schöler 1983.


Übertragungsprobleme analoger Technik auf CD



CD-Nummer

Aufnahme

Fehler




Philips Compact

Disc 410 549–2

Beethoven,

Violinkonzert

Mit 50 Hz verbrummt




DGA 400 045–2

Vivaldi, Vier Jahreszeiten

Schnittfehler, leichtes Brummen, Rumpeln durch Umgebungsgeräusche um den Aufnahmeraum herum sowie leichtes Rauschen. Mikrofone zu nah an den Streichern postiert




DG 400 036–2

Beethoven-Sonaten 8, 13, 14

Rauschen, Störgeräusche aus dem Aufnahmeraum, geringer Dynamikbereich




Philips Compact

Disc 410 040–2

Liszt, h-moll-Sonate, Legendes etc.

Rauschen, Störgeräusche aus dem Aufnahmeraum, geringer Dynamikbereich




DG 400 031–2

Mendelssohn, Violinkonzert

disproportionierte Abbildung von

Orchester- und Soloinstrument-Klang




DG 400 068–2

Mozart, Klavierkonzert Nr.20

Montagefehler (sofort nach dem 1. Satz schon hörbar) und Störpegel





Tabelle 2.6: Anhand mehrerer Beispiele analysiert Schöler (Schöler 1983) einen große Anzahl von Mängeln, die auf CD-Aufnahmen festzustellen sind. Besonders frappierend sei dabei, dass alle Aufnahmen mit PCM-Technik gemacht worden wären und zum Teil extra für eine Aufnahme auf Compact Disc produziert wurden.

Doch kann die CD auch analoge Aufnahmen bei der Überspielung ins »rechte Licht« rücken, indem die analogen Schattierungen wegfallen. Ein Vergleich zwischen Analog- und Digitalaufnahme zeigt etwa am Beispiel der neuen Beethoven-Einspielungen von Emil Giles im gleichen Saal ein »buchstäblich entschleiertes


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