- 34 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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Die vergleichsweise starken harmonischen Verzerrungen, die bei analogen Speicherungen auftreten, haben wir uns als ›Wärme‹ und ›Natürlichkeit‹ des Klangbildes zu bezeichnen angewöhnt – da heißt es, außer in jenen Fällen, wo bei sehr geringen Lautstärken Digitalaufnahmen tatsächlich ihrerseits unharmonische Verzerrungen erzeugen können, Abschied zu nehmen von einer Hörschlamperei, die wir als Tradition abgesegnet haben.

Auch Harden räumt ein, dass die besten Digitalaufnahmen »tatsächlich um einiges durchsichtiger, klarer, bei größerer Lautstärke störungsärmer abhörbar als entsprechende analoge Spitzenproduktionen« seien.69

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Harden 1983.
Doch sei die Gewohnheit nicht zu unterschätzen. Befragt man Fachleute zu einem Vergleich von analoger und digitaler Aufnahme, so zeigt sich häufig die »Macht der Gewohnheit«, denn »an der oft beschworenen Natürlichkeit der Wiedergabe waren die Befragten nicht interessiert«.70
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Zitiert nach Jecklin, 1989.

Auch Jecklin stellt diesen Unterschied zwischen Klangtreue und Sound heraus, der bei der Schallplatte einfach »angenehmer, schöner, musikadäquater« gewesen sei.71

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Jecklin, 1989.
Der direktere Zugang der neuen Technik zur eigentlichen Musik wurde bei den meisten Dirigenten sehr positiv aufgenommen. So äußerte Herbert von Karajan in einer Umfrage zum Pro und Contra der Compact Disc im Fono Forum in diesem Sinn:72
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Zitiert nach Gasbeleuchtung, 1983.
Man kommt ins Studio, zieht seinen Rock aus und macht Kunst. Die Aufnahmetechnik selbst tangiert uns überhaupt nicht mehr. (...) Es ergeben sich insbesondere durch die neue Aufnahmetechnik ganz ungeahnte Möglichkeiten.

Karajan lobte auch das Format und die universelle Einsetzbarkeit, wobei aber sicher auch sein Hauslabel Deutsche Grammophon und seine stets modernste Technik verwendende Aufnahmetätigkeit dort diese positive Einstellung und Äußerung mit bewirkt hat. Auch Jürg Jecklin betont die »neue Einfachheit« in der Aufnahmetechnik. Musik werde von einem Komponisten für eine Konzertaufführung geschrieben. Bei idealen Verhältnissen stimme im Saal klanglich und musikalisch schon alles. Der Tonmeister müsse also nur noch das klanglich richtig Vorhandene aufnehmen. Hieraus folgert er, dass Aufnahmen nur gemacht werden dürfen:73

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Jecklin 1983.

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