2.3.1.1 »Härte« und »Kälte« des Klangs
Generell ist die größere Klarheit und Transparenz der digitalen Aufnahme zunächst
gewöhnungsbedürftig, vor allem bei den Mittellagen. Auch sind die Farben der
Instrumente genauer gegeneinander abgesetzt und erscheinen unverbundener.
Bei einigen Aufnahmen ist bei hohen Tönen ein »auffällig harter, ›stählerner‹
Klang« festzustellen. Bei diesen Aufnahmen scheint »die ›Abstimmung‹ des
Klangbildes auf die Möglichkeiten des Speichers noch nicht perfekt«. Bei der
Digitalaufnahme muss aber auch mit den Mikrofonen anders umgegangen
werden (s. u.), um »etwa bei hohen Streicherklängen Brillanz ohne Schärfe zu
bekommen«.62
Zitiert nach Harden 1983.
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Die überpräsenten, überharten Klangbilder entstanden so gerade aufgrund des
»drastisch erweiterten Dynamik-Spielraums« und der »völlig unverschliffenen
Reproduktion auch härtester Impulse«. Sie klingen ohne die gewohnte analoge
»Grundierung« gleichsam nackt. Die Aufnahmen wirken nun auch übertrieben oder
steril, weil die aufnahmetechnisch einkalkulierte oder unbewusst vorausgesetzte
»Verschleierung des Klanges, ihre Binde- und Weichmacherwirkung« wegfiel.
Ein völlig klares Klangbild war bei der Analogplatte wegen des »technisch
bedingten ›Bindemittels‹ eines (leichten) Grundrauschens« nicht vollkommen
reproduzierbar.63
Alles zitiert nach Harden 1985, S. 73.
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Auch Jecklin bestätigt, dass die Analogtechnik vor allem durch Unzulänglichkeiten wie
»Gleichlaufschwankungen (Flutter), dem Grund- und Modulationsrauschen,
der schlechten Aussteuerbarkeit im hohen Frequenzbereich etc«. gehörsmäßig
eine »Verschleierung des Klangbildes und als Impulsverflachung« mit sich
bringen.
64
Zitiert nach Jecklin 1983.
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Das sind also vor allem die Eigenschaften, die dann durch ihr Fehlen die »Härte« der CD
ausmachen. Die Compact Disc erfordert daher ein aufnahmetechnisches Umdenken, eine
Anpassung an die neuen klanglichen Verhältnisse ohne weitere Rücksichtnahme
auf das »Übertönenmüssen von Störgeräuschen und Beschränktheiten des
Tonträgers«.
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Zitiert nach Harden 1985, S. 73f.
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Diese neue Klangwirkung beschreibt
Wolff:66
Zitiert nach Wolff 1983a, S. 2.
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Tatsächlich tritt kein Nebengeräusch mehr auf, so dass ein sehr direkter,
präsenter Klang entsteht, der allerdings – wenn er aufnahmetechnisch, wenn
er in der dynamischen Ausnutzung nur im geringsten überzogen wird –
schnell unnatürlich, sogar akustisch strapaziös wirken kann.
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| Eigenschaften der Analog-Technik | Eigenschaften der PCM-Technik |
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| Aufnahmen sind leicht verschleiert und
weichgezeichnet | Die Aufnahmen sind klar, neutral und eher
kalt |
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| Impulse werden entschärft und verflacht | Impulse werden unverfälscht festgehalten |
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| Die nutzbare Dynamik ist nicht ausreichend | Aufnahmen ohne Dynamikeinengung
möglich |
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Tabelle 2.5: | Aufstellung der technischen Unterschiede Analog – Digital (nach
Jecklin 1983) |
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Elste weist in diesem Zusammenhang auf eine weitere mögliche Ursache für die Bewertung, die
Compact Disc klinge kalt oder hart hin: »Völlige Stille kann sogar einen ästhetischen Bruch
erzeugen«.67
Er weist auch auf eine Gewohnheits-Komponente hin, da viele Hörer schon an das
Bandrauschen gewöhnt seien und durch sein Fehlen irritiert würden. So ist auf der CD wohl
eine »Kälte des Klanges« festzustellen, vor allem in mittleren und hohen Streicherlagen,
aber diese sei kein Problem der Technik oder der Ästhetik, sondern eine Frage der
Gewohnheit:
68
Zitiert nach Schreiber 1985, S. 80.
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