- 23 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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2.2.1.  Ausgereifte Technik und breite Nutzanwendung

Bei dem neuen System Dolby Surround werden zusätzlich zu den Stereo-Kanälen zwei weitere Kanäle benutzt: Der Surround-Kanal für die Rauminformation und ein Center-Kanal für besonders wichtige Klangereignisse (im Film z. B. Dialoge, bei Musik z. B. Soloinstrumente).29

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S. ausführlich zu Dolby Surround: Finzel et al. 1997.
Der ganze Dolby-Surround-Klang wird somit auf insgesamt vier Kanälen aufgenommen.30
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Technische Darstellung nach: Raumklang-Kino 1993, Essmann 1993, Düsing 1995.
Die beiden zusätzliche Kanäle sind dabei – wie bei der Quadrophonie – den bisherigen Stereo-Kanälen durch eine Phasencodierung aufmoduliert.

Die beiden Stereokanäle rechts und links sorgen für den Eindruck räumlicher Breite, der Center-Kanal übermittelt alle zentralen Klang- und Sprachinformationen. Mit ihm ist vor allem an das Fernsehen gedacht, bei dem so eine klare Orientierung des Tons auf das Bild gegeben ist. Der Surround-Kanal überträgt die Informationen für den Raumklangeffekt. Eine sogenannte Dolby-Surround-Matrix verschlüsselt die vier Signale so, dass sie auf die zweikanaligen Stereospuren von Filmen, Videobändern oder Laserdisks passen. Bei der Wiedergabe entschlüsselt ein passiver bzw. der Dolby-ProLogic-Decoder die Spuren und teilt sie den Lautsprechern zu.

Die klare Orientierung nach vorne wird dabei durch mehrere Aspekte sichergestellt: Der Center-Kanal wird bereits bei der Abmischung in der Dynamik so eingeregelt, dass er in der Regel stets einen höheren Lautstärkepegel als die anderer Kanäle hat, der Hörer also immer auf den Center-Kanal und damit nach vorne orientiert bleibt. Der Surround-Kanal dagegen wird in der Dynamik abgesenkt und im Frequenzbereich auf einen tiefen Bereich eingeschränkt (100 bis 7000 Hz). Er ist schwerer räumlich zu orten und verhindert so eine Verschiebung der Orientierung nach hinten bzw. zur Seite. Beide Effekte werden durch den aktiven Pro-Logic-Decoder mittels einer weiteren Dynamikanhebung bzw. -senkung noch weiter verstärkt, sind aber durch die grundlegende Aufnahmetechnik auch bei passiven Decodern schon sichergestellt.

Durch die unterschiedliche Dynamik und durch den Verzicht auf »echte« quadrophone Wiedergabe werden viele Probleme der »echten« Quadrophonie vermieden, u. a. die Summenlokalisation, die ein gerichtetes Hören ermöglicht bzw. dann eine Beeinträchtigung des Hörerlebnisses bringt (s. o.). Auch die klare Orientierung auf eine frontale Klangquelle (den Center-Lautsprecher) vermeidet viele der damaligen Probleme, weicht aber vom Ideal der Quadrophonie ab.

Hinzu kommen bei vielen Decodern noch verschiedene »Klangräume« vom Jazz-Club bis zur Kathedrale, die einzeln eingestellt werden können.31

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S. etwa Düsing 1995, S. 57.
Eine weitere Verbesserung ist eine völlige Stereo-Kompatibilität, die durch eine entgegengesetzte Phasenverschiebung des Surround-Kanals auf beiden Stereo-Spuren erreicht wird: Wird die Aufnahme nur in Stereo abgespielt, löschen sich die beiden Surround-Spuren gegenseitig aus.

Als Weiterentwicklungen der Surround-Systeme bzw. -Standards sind sowohl THX-Surround als auch Dolby AC-3 auf dem Markt.32

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Kurzüberblick bei Düsing 1995. S. zu THX ausführlich: Krista-Kafitz 1995.
Beide verbessern zusätzlich

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