- 21 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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  • Aus psychoakustischen Gründen sollte zudem grundsätzlich eine Orientierung des Klangschwerpunktes nach vorne gegeben sein, die aber »reiner« Quadrophonie nicht entspricht.
  • bei Elektronischer Musik (die oft speziell für Quadrophonie konzipiert wird) muss konsequente Quadrophonie verwirklicht werden, vor allem bei den Lautsprechern, die nun in den Raumecken aufgestellt sein sollten.
  • Abhängig von persönlichen Vorlieben und verschiedenen Ideen und Grundkonstanten ergeben sich unterschiedliche Hörerwartungen, die jeweils einzeln »eingeregelt« werden müssten und damit vom Hörer Kenntnisse erwarten, die dieser nur selten haben wird. Hier ist etwa Besetzung, allgemeine Lautstärke, »emotionaler Gehalt« verschiedener Musikstücke und Musikkategorien zu berücksichtigen.
  • Daher erfordert diese Technologie entweder eine hohe Benutzerfreundlichkeit für diese Regelvorgänge oder einen einheitlichen Standard der Aufnahmen – angesichts verschiedener Musikstile, Aufnahmetechniken und -philosophien schon in einem Produktionshaus (bzw. Label) eine nur sehr schwer realisierbare Forderung.
  • Ob die gesellschaftlichen oder die technischen Aspekte für das Scheitern der Quadrophonie verantwortlich waren, ist leicht zu beantworten: Beides trifft zu und hängt eng zusammen. Dadurch, dass die Tonmeister sich mit den technischen Chancen, aber auch den großen Problemen der Quadrophonie erst sehr spät beschäftigt haben, boten die ersten Aufnahmen oft entweder oberflächlich-effektvolle oder einfach technisch falsche Beispiele, sodass von einer Verbesserung der Stereophonie geschweige denn von einem neuen Raumerlebnis nur sehr selten geredet werden konnte. Die notwendige »Software« für die Nutzung und Demonstration der neuen Technik, also quadrophone klassische, Rock- oder Pop-Musik, war so überhaupt nur selten vorhanden, dann zumeist aber nicht geeignet, den Hörer zu überzeugen. Vorhandene Stereo-Schallplatten waren nur bedingt kompatibel und ließen sich auf Quadro-Anlagen nur mit Qualitätsverlust abspielen.

    Unsicherheiten und Unkenntnis sowie ungenügende Demonstrations- und Wiedergabemöglichkeiten erschwerten weiterhin die Akzeptanz der neuen Technik und ihrer Möglichkeiten. Die technischen Unzulänglichkeiten der Codiertechniken und der Tonträger trugen weiteres hierzu bei. Nur in der Elektronischen Musik war die Quadro-Technik das Mittel der Wahl, dem sich die Komponisten (über 4-Kanal-Tonband-Wiedergabe) bereits früh gewidmet und bedient hatten. Die Komponisten der Elektronischen Musik und ihre Hörer waren allerdings keine Gruppe, die bei der großflächigen Verbreitung der Quadrophonie helfen konnte.

    Durch Fehleinschätzungen bei der Zusammensetzung, Größe und Kaufbereitschaft der Zielgruppe sowie einer oberflächlichen Herangehensweise und Fehlern bei dem Versuch der Einführung vor 30 Jahre wurden die Möglichkeiten der neuen Darbietungsform nicht erkannt bzw. konnten nicht erkannt werden. Darüber hinaus ließen zeitgebundene Umstände die neue Technologie nicht als notwendig oder sinnvoll erscheinen. Dies verhinderte – begleitet von einem Kampf konkurrierender Systeme – die großflächige Durchsetzung der Quadrophonie am Markt. Konkret


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