- 20 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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Systemkampfes hätte bei realistischer Prüfung der Marktchancen eine Zusammenarbeit der beteiligten Firmen bzw. Entwickler treten müssen.

Eine andere Möglichkeit wäre eine umfangreiche Werbekampagne des Marktführers bzw. Erstentwicklers gewesen, bei der er die Kunden von den Vorteilen seines Systems bzw. eines Systemwechsels überhaupt überzeugen und seine Position als Erstanbieter hätte festigen können. Dadurch, dass keine der Möglichkeiten gewählt wurde, wurde zwar das Risiko der einzelnen Firmen gering gehalten, zugleich aber die Möglichkeit eines Erfolges durch die eine oder andere Strategie verhindert: Gerade hier war der Weg der Mitte bzw. das »Weder-Noch« ein großer Fehler. Dabei war etwa in den USA sogar der Rundfunk sehr früh auf das neue Medium eingegangen und hatte versuchsweise quadrophone Sendungen ausgestrahlt.23

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Siehe hierzu und zur Quadrophonieentwicklung in den USA allgemein: Woodward 1977 sowie zu den Anfängen: Quadrophonie in den USA, HiFi-Stereophonie, 10.Jg. 1971, Heft 2, S. 143–147.

Neben den oben dargestellten technischen Aspekten und dem Systemkampf waren auch weitere – zum Teil mit diesen Problemen zusammenhängende – Begleitumstände zumindest in Deutschland gesellschafts- bzw. zeitbezogen:24

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Siehe hierzu auch: Dieckmann 1986.
  • Die Einführung der Stereophonie war noch nicht lange genug vorbei, um bei vielen potentiellen Käufern die Notwendigkeit der Einführung einer neuen Technologie und der Anschaffung eines neuen Wiedergabegerätes zu rechtfertigen.
  • Die Offenheit für neue Technologien und die technischen Kenntnisse waren bei potentiellen Käufern noch nicht so gegeben, dass eine zuversichtliche Bejahung der neuen Technik als Basis für eine Kaufentscheidung gegeben gewesen wäre.
  • Die finanzielle Situation der Bevölkerung verhinderte – wegen des aus der damaligen industriellen Fertigungstechnik und der aufwendigen Entwicklungsarbeit für eine kleine Auflage herrührenden hohen Preises – die Verbreitung der neuen Technologie in großen Stückzahlen und an viele Verbraucher auf breiter Basis (dies wiederum verhinderte eine günstigere Massenproduktion und damit auch einen günstigeren Preis).

Da mit Raumklang verschiedene Musikwahrnehmungen und »Hörpositionen« (s. o.) erzeugt werden können, hätte von vornherein eine einheitliche »Wiedergabephilosophie« gewählt und festgelegt werden müssen:

  • bei Popmusik will der Hörer »mitten im Geschehen« sein, eine Live-Situation spüren. Hier müssen alle vier Kanäle gleich stark angesprochen werden.
  • bei klassischer Musik erwartet der Hörer eher ein Klangerlebnis »von vorne«. Hier dürften nur die Raumklang-Anteile aus Wandreflektionen über die hinteren Boxen wiedergegeben werden, die darüber hinaus aus den hinteren Ecken auch weiter nach vorne gezogen werden müssen.

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