Corbusier (Aufführung der Poème électronique). Heute stellen vor allem in der
elektronischen Musik mehrkanalige Raumklangkompositionen eher die Regel
als die Ausnahme dar. Dennoch hatte man bei der Neueinführung nicht auf
neue Musik und entsprechende Zielgruppen gesetzt, sondern nur den bekannten
Massenmarkt mit den altbekannten Werken in Quadro-Aufnahme oder -Bearbeitung
beschickt.
2.1.4. Gründe des Scheiterns
Durch die mechanisch-industrielle Fertigungstechnik und die aufwendige und oft parallel
laufende Entwicklungsarbeit für eine kleine Stückzahl war ein hoher Preis zur
Kostendeckung notwendig. Die Verbreitung der neuen Technologie in großen Stückzahlen
und an viele Verbraucher auf breiter Basis hätte einen geringeren Preis ermöglicht,
war aber wegen der Inkaufnahme eines Systemkampfes und einer zu engen
Zielgruppe wohl nicht bedacht worden. Denn statt auf einen breiten Markt von
Musikinteressierten hatte die Industrie vor allem vermögende Klassik-Hörer
in den Fokus ihrer Marketingbemühungen gestellt. Grund für diese unnötige
Verengung des Zielmarktes war wohl der damit geringe Produktionsaufwand für
Quadro-Schallplatten, die nur für diese Zielgruppen produziert werden musste
(man brauchte also nur die Klassik-Highlights in Quadro neu einzuspielen) und
die Annahme, dass diese Zielgruppe der neuen Technik am aufgeschlossensten
wäre.
Damit wurde zwar das finanzielle Risiko für diesen Bereich verringert. Zugleich wurde
damit aber ein Markt abgesteckt, der die Kosten für Forschung und Entwicklung nur
über lange Jahrzehnte hätte einspielen können – insbesondere bei mehreren
konkurrierenden Systemen. Neben der offensichtlichen Überbewertung des damaligen
Klassik-Marktes wurde auch die finanzielle Situation dieser Zielgruppe und deren
potenzielles Interesse an der Quadrophonie stark überschätzt. Hierzu hat sicher auch die
mangelnde Information der Verbraucher beigetragen. Denn auch ein bewusstes und
vorbereitetes Eintreten in den Markt war bei keinem System und keiner Firma
festzustellen. Es fanden keine Vorankündigungen und keine Testphasen bei kleineren
Käufergruppen statt. Statt dessen traten die einzelnen Systeme wie aus dem
Nichts auf, die Entscheidungen der Firmen für diese oder jene Technik wurden
nur sehr selten erläutert. Gerade in einer Zeit, da neuen Technologien und
Wirtschaft im Zuge der Nachbeben der 1968er Studentenbewegung Reserviertheit
entgegengebracht wurde, hatte die Wirtschaft hier dem Marketing zu wenig Beachtung
geschenkt.
Dabei wurde in der Fachpresse weder umfangreich zu einzelnen Systemen
Stellung bezogen, noch hatten die Firmen anscheinend größere Bemühungen
unternommen, den Kunden begreiflich zu machen, warum ausgerechnet ihr System
besser, billiger oder einfacher zu bedienen sei. Gerade bei der komplizierten
Technik der Quadrophonie wäre diese Informationspolitik dringend notwendig
gewesen. Statt sich gleich zu Beginn auf einen Standard zu einigen (wie es
bei der Stereo-Einführung recht problemlos möglich gewesen war) hatten die
beteiligten Firmen in erster Euphorie das Potential der neuen Technik am Markt
verkannt und es auf einen kostenträchtigen Verdrängungskampf der Systeme
ankommen lassen, der wahrscheinlich auch weitere Irritationen beim Kunden
auslöste. An die Stelle des |