- 12 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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neben der Musik auch eine Vorstellung des Raumes vermittelt werden und damit die Aufnahme an »Realität« gewinnen. Hierfür werden zu den üblichen zwei Stereo-Kanälen weitere Informationen übertragen, die über Hallanteile und additive Klangaspekte den Raumeindruck verstärken bzw. überhaupt ermöglichen sollen. Grundansatz ist, über vier aufgenommene Spuren, die über mindestens vier Lautsprecher wiedergegeben werden, neben der aufgenommenen Musik auch den Raum der Aufnahme bei der Wiedergabe mit abzubilden.

Die Idee zur Einführung der Quadrophonie kam aus den USA, wurde aber in Deutschland von der Musikindustrie mit großer Begeisterung aufgenommen, da man den Schallplattenmarkt generell als großen Wachstumsmarkt sah. So wuchs der Anteil von Deutschen Haushalten mit Plattenspielern allein von 1974 bis 1976 von 55 % auf 64 %, stieg danach allerdings nicht mehr an.2

2
Daten zur Mediensituation 1975, S. 16, Daten zur Mediensituation 1977, S. 16.
Auch die Zahl verkaufter Schallplatten und Musikkassetten wuchs Anfang der 1970er Jahre stetig, allein von 1973 auf 1974 um 10,8 % auf 120,9 Millionen.3
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Media Perspektiven 4/75, S. 164f.
Bereits 1972 hatte das Umsatzvolumen auf dem Tonträgermarkt in Deutschland mit einem Zuwachs von 8,7 % die Milliardengrenze erreicht.4
4
Media Perspektiven 4/73, S. 174f.

Kein Wunder also, dass die Musikindustrie in der Quadrophonie ein geeignetes Medium sah, um das Wachstum der Branche weiter zu steigern bzw. zu sichern. Zugleich war genügend Invesititonskapital vorhanden. Dies erklärt viele der im folgenden dargestellten Aspekte wie z. B. die Fehleinschätzung des Potenzials der Quadrophonie, das nachlässige Marketing und die unausgereifte Technik mit Systemwettkampf. Um Genaueres über die technische Entwicklung in Deutschland und die Gründe des Scheiterns zu erfahren, wurde vom Verfasser eine Umfrage bei bedeutenden deutschen Tonmeistern durchgeführt. Die Ergebnisse sind im folgenden in die Darstellung eingeflossen und im Anhang dokumentiert.

2.1.1.  Die Technik der Quadrophonie

Generell unterscheiden sich die technischen Systeme der Quadrophonie in die sogenannten SQ-Systeme und die DC-4-Technik.5

5
Technische Angaben nach: Harden/Tsobanoglou 1972, S. 457–458. Siehe zum Systemvergleich auch: High Fidelity compares Columbia’s and RCA’s Four-Channel Disc Systems. Matrix vs. Discrete – A Preliminary Report, High Fidelity, 24.Jg. 1974, Heft 1, S. 35–44.
Bei den SQ-Systemen werden die vier aufgenommenen Kanäle in einem Codiergerät (dem sog. SQ-Encoder) zu zwei Gesamtspuren zusammengefasst, die am Ausgang ausgegeben werden. Hier gibt es mehrere Systemvarianten, die alle von der gleichen Idee ausgehen (Phasenbeziehungen) und – außer dem »echten« SQ (von CBS-Sony) – auf Initiative der Electronic Industry Association of Japan (EIAJ) unter dem Sammelbegriff RM (Regular Matrix) zusammengefasst wurden. Hierzu gehören etwa Sansui mit dem QS-Verfahren, Toshiba mit QM, Kenwood mit QR und Denon mit QX-4.

Grundidee des SQ-Systems ist, dass jede der Gesamtspuren drei Kanäle beinhaltet, von denen einer phasenverschoben ist. Dann werden die zwei Spuren wie bei der Stereotechnik auf Band oder Schallplatte aufgenommen, eine Phasenverschiebung


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