- 103 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
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optimal ist. Da es kein »Rundumorchester« gibt (außer bei EM), ist auf den hinteren Kanälen eigentlich nur Hall. Dafür zwei weitere Spuren zu »opfern«, erschien wohl zu teuer.

Hans-Dieter Queren

Hans-Dieter Queren war in den 70er Jahren als Tonmeister in der Aufnahme und Bearbeitung von Popaufnahmen bei der Polydor beschäftigt. Er ist heute bei Sonopress (Gütersloh) tätig.

Seine Erinnerung: Quadrophonie war nur eine kurze Mode, nicht anerkannt und galt als Hobby für »Freaks«. Sie flammte nur kurz auf.

Die Tonmeister probierten im Studio viel aus (»Wir haben uns im Studio kräftig ausgetobt«). Der Umbau der Mischpulte von 2-Kanal auf 4-Kanal-Abmischung war sehr teuer. Es wurde auch ein »Joystick« eingebaut, mit dem die Verteilung der aufgenommenen Einzelstimmen auf die einzelnen Kanäle variabel vorgenommen werden konnte. Es wurden nur die Raumanteile auf die hinteren Kanäle gelegt. Die Schallplatte war ein schwieriges Medium.

Die Einführung scheiterte vor allem am mangelnden Geld der Konsumenten. Auch hatte es schon mit Stereo viele Probleme gegeben. So wird etwa in der Kunstkopf-Stereophonie keine Vorwärts-Information gegeben. Wegen der Kompatibilität zu Stereo sollte bei der Abmischung Gegenphasigkeit vermieden werden. Diese ist aber gerade für »echte« Stereophonie interessant. Nur auf Quadrophonie zu setzen, war wegen der Notwendigkeit der »Kompatibilität nach unten« (um für einen breiten Markt akzeptabel zu sein) nicht möglich.

Die Ingenieure waren damals kritisch, aber die Vorstände dachten, damit Geld machen zu können. Die Markteinführung wurde von den Fachzeitschriften positiv begleitet, allerdings schrieben diese ja nur für Spezialisten, das meiste war darüber hinaus oft unsinnig (s. etwa die immer wieder kommende Geschichte von den goldenen Verbindungskabeln, die eine deutliche Verbesserung der Klangqualität bringen sollen etc.).

Ausblick: Die DVD, z. B. für AC-3 mit vier diskreten Kanälen, ist die Zukunft der mehrkanaligen Musikwiedergabe. Mehrkanalige Verfahren sind heute sehr preiswert zu realisieren, der Dolby Logic Decoder ist heute schon nur noch die »Basisversion« und oft schon selbstverständliche Beigabe. Viel ist hier vom MPEG-5 zu erwarten, das von Philips und dem Fraunhofer-Institut entwickelt wird. Allerdings ist das bisher nur ein Video-Standard, kein Audio-Standard. Philips war immer groß in Erfindungen und als Trendsetter, allerdings ließ das Marketing der Neuentwicklungen immer zu wünschen übrig.


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