- 100 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (99)Nächste Seite (101) Letzte Seite (108)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

über alle Bedenken hinweg das SQ-Verfahren durch. Im Gespräch waren auch die 2-Mal-2-Spur Stereo Musikkassetten. Man überlegte, die Wiedergabeköpfe zusätzlich als 4-Spurköpfe auszuführen. Damit wäre eine illegale Kopie von bespielten Musikkassetten erschwert worden, da der Aufnahmeteil weiterhin nur in Stereo ausgeführt werden sollte.

Diese Überlegungen wurden dann vom Verband der Phonographischen Industrie gestoppt (Der Nachfolgeschaden durch illegale Kopien von bespielten Stereo-Kassetten ging dann – trotz Gema Abgabe – in die Millionen, und bis heute wird fleißig kopiert).

Es zeigte sich von Anfang an, dass Quadrophonie nur für eine begrenztes Spektrum des (klassischen) Programms wirklich sinnvoll nutzbar sein könnte. Kunstlied (Sologesang mit Klavier) z. B. mit Dietrich Fischer-Dieskau und G. Moore am Klavier mit der »Winterreise« von Franz Schubert wurde zwar versucht, war aber nicht sinnvoll. Dies vor allem, da diese Art der aus dem Mono-Bereich kommenden Produktionen schon in konventionellen Stereoverfahren problematisch genug waren. Hingegen wurden mit geeigneten Musikwerken die verschiedensten Aufnahmeverfahren durchgeführt, z. B.:

  • Die Orgelaufnahme in der großen Kirche. Hier beschränkte sich der Quadroanteil allein auf die Abbildung des Raumes (z. B. die Schallplatte »Karl Hochreither spielt Orgelwerke von Franz Liszt«, aufgenommen in der Kirche zu Rothenburg ob der Tauber). Die Orgel ist in Europa eine der größten mit mechanischer und elektrischer Traktur, der Nachhall im Raum ca. 8 Sekunden; damit findet sich hier der Prototyp der räumlichen Quadroaufnahme.
  • Die Aufnahme mit »Musik aus allen Richtungen« (z. B. Cavalieri: »Rappresentatione di anima e di corpo« aus der »Reflexe Serie«). Musik mit bis zu fünf Chören und Einbeziehung des Raumes rundherum. Die SQ-codierte Fassung ist übrigens ohne Veränderung auch als Stereoversion neu auf CD erschienen.
  • Die »Multi-Channel-Center«-Aufnahme. Bei diesem Verfahren wurden die 4 Lautsprecher benutzt, um mit doppelter Stereo-Information von vorne dem Hörer eine Eingriffsmöglichkeit auf die Balance der Aufnahmen zu geben. Z. B. befand sich bei einer Opernaufnahme das Orchester auf dem einen Lautsprecherpaar, auf dem anderen Paar die Sänger und man konnte nun die Balance mit dem Vorne-Hinten-Regler verändern.

    Es wurden auch einige Aufnahmen mit diesem System von groß besetzten Orchesterwerken gemacht, die Streicher und die Holzbläser auf dem einen System, Schlagzeug und Blech auf dem anderen. Die Veränderung der Balance war zwar gering, die Klarheit der Wiedergabe jedoch erheblich besser als über ein Lautsprecherpaar, da die Membranen nicht so extrem belastet waren, und z. B. Streicher frei schwingend wiedergeben werden konnten, ohne die zusätzliche Auslenkung durch »Schlagzeugattacken« mit verarbeiten zu müssen. (z. B. die 4 Sinfonien von Szymanowski mit dem Rundfunkorchester in Kattowitz.)


Erste Seite (i) Vorherige Seite (99)Nächste Seite (101) Letzte Seite (108)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 100 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch