über alle Bedenken hinweg das SQ-Verfahren durch. Im Gespräch waren auch die
2-Mal-2-Spur Stereo Musikkassetten. Man überlegte, die Wiedergabeköpfe zusätzlich als
4-Spurköpfe auszuführen. Damit wäre eine illegale Kopie von bespielten Musikkassetten
erschwert worden, da der Aufnahmeteil weiterhin nur in Stereo ausgeführt werden
sollte.
Diese Überlegungen wurden dann vom Verband der Phonographischen Industrie
gestoppt (Der Nachfolgeschaden durch illegale Kopien von bespielten Stereo-Kassetten
ging dann – trotz Gema Abgabe – in die Millionen, und bis heute wird fleißig
kopiert).
Es zeigte sich von Anfang an, dass Quadrophonie nur für eine begrenztes Spektrum
des (klassischen) Programms wirklich sinnvoll nutzbar sein könnte. Kunstlied
(Sologesang mit Klavier) z. B. mit Dietrich Fischer-Dieskau und G. Moore am Klavier
mit der »Winterreise« von Franz Schubert wurde zwar versucht, war aber nicht sinnvoll.
Dies vor allem, da diese Art der aus dem Mono-Bereich kommenden Produktionen schon
in konventionellen Stereoverfahren problematisch genug waren. Hingegen wurden mit
geeigneten Musikwerken die verschiedensten Aufnahmeverfahren durchgeführt,
z. B.:
- Die Orgelaufnahme in der großen Kirche. Hier beschränkte sich der
Quadroanteil allein auf die Abbildung des Raumes (z. B. die Schallplatte
»Karl Hochreither spielt Orgelwerke von Franz Liszt«, aufgenommen in
der Kirche zu Rothenburg ob der Tauber). Die Orgel ist in Europa eine
der größten mit mechanischer und elektrischer Traktur, der Nachhall im
Raum ca. 8 Sekunden; damit findet sich hier der Prototyp der räumlichen
Quadroaufnahme.
- Die Aufnahme mit »Musik aus allen Richtungen« (z. B. Cavalieri:
»Rappresentatione di anima e di corpo« aus der »Reflexe Serie«). Musik
mit bis zu fünf Chören und Einbeziehung des Raumes rundherum. Die
SQ-codierte Fassung ist übrigens ohne Veränderung auch als Stereoversion
neu auf CD erschienen.
- Die »Multi-Channel-Center«-Aufnahme. Bei diesem Verfahren wurden die 4
Lautsprecher benutzt, um mit doppelter Stereo-Information von vorne dem
Hörer eine Eingriffsmöglichkeit auf die Balance der Aufnahmen zu geben.
Z. B. befand sich bei einer Opernaufnahme das Orchester auf dem einen
Lautsprecherpaar, auf dem anderen Paar die Sänger und man konnte nun die
Balance mit dem Vorne-Hinten-Regler verändern.
Es wurden auch einige Aufnahmen mit diesem System von groß besetzten
Orchesterwerken gemacht, die Streicher und die Holzbläser auf dem einen
System, Schlagzeug und Blech auf dem anderen. Die Veränderung der Balance
war zwar gering, die Klarheit der Wiedergabe jedoch erheblich besser als
über ein Lautsprecherpaar, da die Membranen nicht so extrem belastet
waren, und z. B. Streicher frei schwingend wiedergeben werden konnten, ohne
die zusätzliche Auslenkung durch »Schlagzeugattacken« mit verarbeiten zu
müssen. (z. B. die 4 Sinfonien von Szymanowski mit dem Rundfunkorchester
in Kattowitz.) |