Weitere Themen der Tagung beschäftigen sich mit politischen Aspekten von Volks- bzw. Popularmusik in den Medien: So untersucht Bernhard Fuchs, wie medialisierte Volksmusik die politische und kulturelle Realität, insbesondere aber auch die musikalische Tradition Nepals reflektiert, indem er Volksmusik-Videos analysiert und in ihrer Eigenschaft als Realitätsausschnitte befragt. – Wilhelm Scheppings Beitrag – Resultat eines seit vielen Jahren im Institut für Musikalische Volkskunde der Universität Köln laufenden Forschungsprojekts zu oppositionellen Liedern während der NS-Zeit – befasst sich mit kritischen, antinationalsozialistischen Äußerungen in den Umdichtungen und Parodien damaliger durch die Medien verbreiteter Schlager. Günther Noll konzentriert sich bei seinen Ausführungen zur Vermittlung neuer Kinderlieder durch die elektronischen Medien auf den Bereich der DDR-Produktionen. Dabei ergibt sich ein ambivalentes Bild: Einerseits versuchte die SED-Diktatur politischen Einfluss zu nehmen, indem sie Inhalte und Interpretationsformen neuer Kinderlieder ideologischen Prämissen unterwarf. Andererseits gab es – verstärkt in den 1980er Jahren – ideologiefreie Produktionen, die einen wichtigen Beitrag zur Kinderkultur leisteten. Elvira Werner untersucht den Einfluss der Medien auf die Entwicklung erzgebirgischer Mundartlieder vor allem in der NS-Zeit und in der DDR, und Peter Fauser erinnert an die einst populäre Fernseh-Sendereihe Alles singt – ein ostdeutsches Pendant zu volkstümlichen Fernsehsendungen im Westen. Nach außenhin zwar ideologiefrei, war zur Zeit des Kalten Krieges die Konkurrenz zum Westfernsehen dennoch stets spürbar. Lieder mit einem geographischen Bezug zur Bundesrepublik wurden z. B. nicht gespielt und im Unterschied zum Westen wurden Lieder mit NS-Vergangenheit gemieden. In der Sowjetunion wurde, wie Elena Schischkina darstellt, vor allem in der stalinistischen Ära »Volksmusik« uniformiert, vereinfacht und stereotypisiert. Vieles Authentische fiel der Reglementierung zum Opfer, wurde aus der Öffentlichkeit verbannt. Inzwischen wurde jedoch ein Teil der unterdrückten regionalen traditionellen Kulturen wiederentdeckt und in Bühnenpräsentationen neu belebt, es findet aber weiterhin zu den Massenmedien kaum Zugang. – Mit Tondokumenten russlanddeutscher Auswanderer in die USA und einem Amerika-Reisebericht des russlanddeutschen Forschers Karl Stumpp zu Anfang der 1970er Jahre, der im Freiburger Johannes-Künzig-Institut aufbewahrt wird, befasst sich ein Beitrag von Heiko Fabig. Das Verhältnis zwischen musikalischen Volkskulturen und indischen Filmen untersucht Sadhana Naithani. In indischen Filmen bilden Musik und Tanz nicht nur den Hintergrund, sondern sie sind integrierender Bestandteil der Handlung. Die indischen Filme, die im Volkstheater wurzeln, adaptieren traditionelle Musikkulturen und transformieren sie; in einer veränderten, modernisierten Version werden sie von der ländlichen und städtischen Bevölkerung anschließend neu rezipiert, werden sie wiederum Bestandteile von »Volkskultur«. Einen grundlegenden Einblick in die historische Entwicklung und das technische Potential des Computers bei der Produktion sowie Reproduktion von Musik vermittelt der Beitrag von Joachim Stange-Elbe. Mit dem aktuellen Phänomen Klingeltöne setzt sich Astrid Reimers auseinander. Das Geschäft mit Klingeltönen boomt seit einigen Jahren – nicht nur bei Jugendlichen. Längst klingeln und piepsen |