- vi -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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Bundesländer, hat die Datenbank INFOLK-Dokumentenverwaltung entwickelt, ein Netzwerk, durch das die verschiedenen Dokumente der Volkskultur (Lieder, Artikel, Bild- und Tondokumente) einer breiten Öffentlichkeit online zugänglich werden. Michaela Brodl und Nicola Benz berichten, dass in einem dreijährigen EU-Projekt Schellack-Platten digitalisiert und über eine Datenbank abrufbar gemacht werden. – Im Deutschen Volksliedarchiv Freiburg entsteht seit Juli 2004 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Seminar der Universität Freiburg und dem Gesangbucharchiv der Universität Mainz im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Pilotprojekts eine Freiburger Anthologie. Wie Eckhard John ausführt, ist es das Ziel, Lyrik, Popularlieder und Kirchenlieder zu edieren und wissenschaftlich zu kommentieren. Im Bereich des Popularliedes stellt die Sammlung die verschiedenen Text- und Melodiefassungen aus der Geschichte eines Liedes bereit. Die ersten Ergebnisse eines Historisch-kritischen Liederlexikons erscheinen seit 2005 online.

Die Einflussnahme elektronischer Medien auf das tägliche Leben warf häufig die Frage nach deren Auswirkungen auf die Fähigkeit, Musik selbst zu gestalten, auf. Seit der Frühzeit von Grammophon und Radio wurde immer wieder der Vorwurf laut, die elektronischen Medien verführten zu Passivität. Einem oft einseitigen Pessimismus gegenüber der technischen Entwicklung trat jedoch bereits Ernst Klusen, Gründer des Instituts für Musikalische Volkskunde, mit seiner 1980 veröffentlichten Untersuchung Elektronische Medien und musikalische Laienaktivität entgegen; er stellte im Gegenteil fest, dass Medien aktivierend und stimulierend zu wirken vermögen. Positive Auswirkungen neuer und älterer Medien lassen sich auch in der Gegenwart immer wieder belegen: so etwa, wie Volker Klotzsche aufzeigt, die Anregungen, die die Volkstanzszene durch das Internet empfängt.

Andererseits ist nicht zu leugnen, dass die permanente Musikberieselung in Supermärkten, Restaurants, Arztpraxen usw. und das Fehlen der Stille das Bedürfnis nach musikalischer Aktivität reduziert haben. So wurde in Gasthäusern, laut Ernst Schusser eine der »Keimzellen der Volksmusik«, ein Rückgang des geselligen Singens beobachtet. Dieses Verstummen hat jedoch einen weiteren Grund: Die GEMA überwacht selbst das spontane Musizieren in Kneipen und versucht, es tantiemenpflichtig zu machen.

Die traditionelle Musik von Minderheiten gehört zu den in den Medien wenig repräsentierten Themen. Es sind vor allem die nichtkommerziellen freien Radios, die ihre Sendezeit gesellschaftlich marginalisierten und diskriminierten Personen und Gruppen zur Verfügung stellen. Ursula Hemetek berichtet über ein von ihr betreutes Projekt des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, bei dem Studierende eigene Radiosendungen gestalten. In Orange 94.0 – Das freie Radio in Wien gibt es einmal monatlich eine vom Institut produzierte einstündige Sendung, die sich mit der traditionellen Musik von Minderheiten in Österreich befasst. – Die Musik türkischer Minoritäten in Deutschland seit etwa zwei Jahrzehnten – mit dem Schwerpunkt deutsch-türkische Fusionsmusik im Raum Berlin – thematisiert Dorit Klebe. Ihr Beitrag beleuchtet sowohl das Binnenverhältnis der türkischen Migranten zu ihrer eigenen Musikkultur als auch ihre Repräsentation in den Medien der Mehrheitsgesellschaft.


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