- 58 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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Bildaufnahmen nicht in der Lage sind, ein musikalisches Ereignis als Lebensform inmitten ihres situativen kulturellen und gesellschaftlichen Kontextes vollständig zu erfassen. Damit aber seien sie letztlich nicht in der Lage, ein wissenschaftlich akzeptables Äquivalent zum unmittelbaren Erleben schaffen zu können.5

Strecker, Ivo: Über das Herstellen einer ethnographischen Schallplatte. In: Deutsche Gesellschaft für Musik des Orients (Hg.): Musikologische Feldforschung. Aufgaben, Erfahrungen, Techniken. Hamburg 1981. S. 76–92, hier S. 79.-->

5   Strecker, Ivo: Über das Herstellen einer ethnographischen Schallplatte. In: Deutsche Gesellschaft für Musik des Orients (Hg.): Musikologische Feldforschung. Aufgaben, Erfahrungen, Techniken. Hamburg 1981. S. 76–92, hier S. 79.

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implizieren sie die Gefahr der Fixierung und Konservierung des Aufgenommenen als ein feststehendes, invariables Ereignis in einem bestimmten Zeitablauf, wo es sich doch in Wirklichkeit um mehr oder weniger variable Prozesse handelt, die nie wieder exakt so wiederholt werden wie sie dokumentiert wurden.6

Simon (wie Anm. 1) S. 96.

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6   Simon (wie Anm. 1) S. 96.

Diese Kritik hat sich vor allem in jüngerer Zeit aufgrund neuer Forschungsperspektiven etabliert, mit denen sich ein Wechsel des Interesses weg von der Musik als Objekt hin zur Musik als Kulturform vollzog. Musik ist für dieses reflexive Forschungsparadigma eine Form des menschlichen Verhaltens, die hervorgebracht wird innerhalb eines kohärenten kulturellen Systems. Statt in klassischer Weise musikimmanent Proben der Musikpraxis zu dokumentieren, geht es daher nach dieser Auffassung um die ganzheitliche Erfassung einer Musikkultur.7

Egger (wie Anm. 1) S. 37–39; Baumann (wie Anm. 3); Barz, Gregory F. / Timothy J. Cooley (Hg.): Shadows in the Field: New Perspectives for Fieldwork in Ethnomusicology. New York / Oxford 1997.-->

7   Egger (wie Anm. 1) S. 37–39; Baumann (wie Anm. 3); Barz, Gregory F. / Timothy J. Cooley (Hg.): Shadows in the Field: New Perspectives for Fieldwork in Ethnomusicology. New York / Oxford 1997.

So kann denn für die aktuelle Einschätzung etwa folgende Kompromissformel gefunden werden: Die Einbeziehung aller möglichen technischen Hilfsmittel zur Aufzeichnung ist schon aus rein forschungspraktischen Gründen grundsätzlich akzeptabel, wenn nicht gar geboten. Allerdings lösen sich mit ihnen die methodischen Probleme nicht auf. Dessen ungeachtet lassen sich allerdings zwischen der technischen Entwicklung der Medien und den ethnomusikologischen Methoden der Informationsbeschaffung und -verarbeitung ein ursächlicher Zusammenhang und ein gegenseitiges Wechselspiel beobachten. Denn mit der Erweiterung der technischen Aufnahmemöglichkeiten vergrößerte sich auch der Erwartungshorizont ethnomusikologischer Forschung.8

Siehe hierzu die Angaben in Fußnote 1.-->

8   Siehe hierzu die Angaben in Fußnote 1.

Ausgehend von dem geschilderten Befund, möchte ich mich im Folgenden mit der Frage beschäftigen, welchen Quellenwert und welche forschungslogische Position man den audiovisuellen Aufzeichnungstechniken vom Standpunkt aktueller Forschungskonzepte aus zuweisen kann. Ich beziehe mich hierzu auf die volkskundliche Musik- und Filmforschung mit Seitenblicken auf die Ethnomusikologie, die Visuelle Anthropologie und die Musikwissenschaft. Zwei Tonbeispiele sollen meine Überlegungen einleiten.


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