- 3 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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einem größeren Budget wäre die Fülle der Aufgaben sicherlich besser zu bewältigen, und das Archiv könnte dem Bildungsauftrag der staatlichen Museen besser nachkommen. Doch angesichts der allgemeinen bildungs- und kulturpolitischen Lage in Berlin müssen wir wohl mit dem Erreichten zufrieden sein.

In einer Stadt, in der eine teure Event-Kultur betrieben wird, während viele Schulklassen seit langer Zeit keinen Musikunterricht haben, weil keine Musiklehrer eingestellt werden können, hat Bildungs- und Kulturpolitik offensichtlich andere Schwerpunkte. Auch das Budget der Musikschulen wird immer weiter gekürzt, obwohl hinreichend bekannt ist, dass sich die Beschäftigung mit Musik positiv auf die Konzentration und die Entwicklung der Intelligenz bei Kindern auswirkt. Das Fach Vergleichende Musikwissenschaft (Ethnomusikologie) soll in Berlin, wo es einst weltweit zuerst in den Lehrplan einer Universität aufgenommen wurde, 2008 endgültig abgeschafft werden. Arbeitslose Musiklehrer und Musikwissenschaftler werden seit den letzten Sozialreformen gezwungen, unqualifizierte und unterbezahlte Arbeiten zu verrichten.

3. Musikarchive der Welt

Das Wiener Phonogrammarchiv, das ebenfalls auf eine mehr als 100jährige Geschichte zurückblicken kann und über ähnlich bedeutende Sammlungen verfügt wie das Berliner Phonogramm-Archiv, konnte sich als Institution der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu einem Zentrum moderner audiovisueller Archivierung entwickeln. Es beschäftigt heute fünfzehn fest angestellte Wissenschaftler und Techniker, eine Sekretärin und mehrere freie Mitarbeiter. Als Mitglied internationaler Organisationen und Netzwerke ist es aktiv an der Ausarbeitung von Standards und Verfahren zur Bewahrung und Restauration von Schallaufnahmen beteiligt sowie an der systematischen Weiterentwicklung von Technologien im Bereich digitaler Bibliotheken. Daneben werden umfangreiche Feldforschungen durchgeführt. Gegenwärtig werden mit Unterstützung der Kulturabteilung der Gemeinde Wien musikalische Aktivitäten von Zuwanderern dokumentiert. 3

3   Siehe z. B. http://www.pha.oeaw.ac.at.

Darüber hinaus unterstützt das Wiener Phonogramm-Archiv Projekte anderer Institutionen durch technische und methodische Beratung sowie Verleihen von technischem Equipment. Wie auch das Berliner Phonogramm-Archiv spielt es eine wichtige Rolle in der Repatriierung von Musik in ehemals kolonialisierte Länder. Es beteiligt sich aber auch an der Entwicklung pädagogischer Konzepte. So werden in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Einrichtungen elektronische Lehr- und Informationsmaterialien zur Kultur und Geschichte der Roma und Sinti erstellt, die als multilinguale und multimediale Datenbank im Internet zugänglich sein sollen. Damit soll unter anderem der Ausgrenzung dieser Bevölkerungsgruppen entgegengewirkt werden.

Einen zentralen Stellenwert hat die Verständigung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen beim Musikarchiv des Nationalmuseums von Mali in Bamako. Mit Unterstützung des ehemaligen Internationalen Instituts für Traditionelle Musik in Berlin, der Abteilung für Kulturerhalt des Auswärtigen Amts der BRD und


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