- 4 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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der GTZ wurden von 1986–1997 zwei Projekte durchgeführt, um das kulturelle Erbe des Landes zu dokumentieren und zum Frieden zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen beizutragen. Die dabei erstellten Audio- und Videokassetten sowie Musikinstrumente und Fotos bilden den Kern der Sammlungen des Archivs (Malé & Brandes 2002, S. 301ff.). In Zusammenarbeit mit dem Kulturministerium Malis wurde das zweite Projekt mit einer umfassenden Ausstellung im Museum abgeschlossen. Ergänzend fand ein Konzert mit einem nationalen Musikensemble statt, das auf der Grundlage von Stücken aus der Sammlung ein neues Repertoire erarbeitet hatte.

Obwohl das Interesse der Öffentlichkeit an den Veranstaltungen und den vom Museum veröffentlichten Musikkassetten groß war, wurden diese Aktivitäten bisher nicht fortgesetzt. Der ursprüngliche Auftrag, die Sammlungen den Bewohnern der Dörfer zu Gehör zu bringen, in denen sie aufgenommen wurden, konnte aus Mangel an Kassettenrekordern und anderen Voraussetzungen nicht erfüllt werden. Der Kontakt zu modernen Medien beschränkte sich auf die Produktion einer CD-ROM, die mit Mitteln der GTZ durchgeführt werden konnte, um Informationen zu den Sammlungen weltweit verfügbar zu machen.

Ein Beispiel für eine besonders volksnahe Nutzung ist die Nationale Film- und Klang-Abteilung des Vanuatu Kulturzentrums in Porta Vila. Dieses Archiv entstand 1976, vier Jahre bevor die jetzige südpazifische Republik Vanuatu die Unabhängigkeit erreichte. Es arbeitet mit einem Netz ehrenamtlicher Mitarbeiter, welche die Kultur und Geschichte ihrer eigenen Nachbarschaft dokumentieren. Daneben werden Kopien aller Audio- und Videodokumente gesammelt, die von ausländischen Wissenschaftlern in Vanuatu aufgenommen werden. Das Archiv wird rege von Menschen aus allen Bevölkerungsschichten besucht, die sich daran erfreuen, Aufnahmen von lebenden oder verstorbenen Verwandten zu hören und zu sehen. Anhand der Aufnahmen werden aber auch Korrekturen an Zeremonien durchgeführt und verloren gegangene Riten revitalisiert (Ammann 2002, S. 371ff.).

Das Archiv berücksichtigt, dass es in der Kultur Vanuatus Musikstücke gibt, die nicht für alle Personenkreise zugänglich sein sollen. Dazu gehören z. B. Lieder, in denen Familiennamen und deren Beziehungen zu Land genannt werden. Solche Lieder können als Argument bei Streitigkeiten um Landbesitz angeführt werden, ähnlich wie in Neuseeland, wo die einheimischen Maori Archivaufnahmen vor Gericht als Beweismittel für den uralten Stammesbesitz von Land anführen dürfen, das sie vom Staat zurückfordern (Moyle 2002, S. 366ff.). Einige Projekte wurden durch die Schweizer Botschaft in Australien unterstützt, die über mehrere Jahre die Stelle eines Musikethnologen finanzierte. Für den Einsatz moderner Medien sind ähnlich wie in Mali keine Mittel vorhanden.

Das Archiv für Traditionelle Musik der Nationalbibliothek von Laos wird überwiegend von Schulklassen genutzt, da in den staatlichen Schulen kaum Musikunterricht stattfindet. Schüler und Lehrer kommen auch gern privat, um sich weiter zu informieren. Das Archiv wurde 1999 mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit gegründet und sollte – nach Ausbildung einheimischer Mitarbeiter – vom Ministerium für Information und Kultur in Laos übernommen werden. Doch das Ministerium kommt diesen Verpflichtungen nicht nach. Auch in einer Zeit schneller Veränderungen besteht


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