- 246 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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Die Mitglieder eines Kammerchors sitzen in einer Gaststätte. Einer der Sänger, Gerhard (48 Jahre), spielt den Anwesenden einen vierstimmigen Klingelton vor, den er auf seinem Computer mit Hilfe einer speziellen Software eingespielt und auf sein Handy übertragen hat. Sie sollen erraten, um welche Chorkomposition es sich handelt (beobachtet am 14.7.2004).

Eva (39 Jahre) zeigt, dass man mit ihrem Handy Klingeltöne selbst machen kann, indem man vorgegebene musikalische Module zusammenstellt: Das Handy bietet mehrere verschiedene Rhythmen wie HipHop, Reggae, Blues und verschiedene Tempi an, dazu Gitarrenklang und Keyboard. Eva hat diese technische Möglichkeit ihres Handys zwar herausgefunden, aber nicht weiter ausprobiert, weil sie sich für »unmusikalisch« hält. – Mirja (32 Jahre) berichtet, dass sie aus Spaß und Experimentierlust mit den Tasten ihres Handys über eine bestimmte Menüfunktion Töne eingegeben hat. Diese Melodie speicherte sie ab und spielte sie später Freundinnen vor, damit »die anderen es auch lustig finden«. Es sei für sie ein »elektronisches Spielzeug« (beobachtet und erfragt am 2.9.2004).

Grund genug, die Klingeltöne in den Blick zu nehmen …

Thesen:

  1. Klingeltöne sind ein Thema für die Musikalische Volkskunde.
  2. Handys können ein Musikinstrument sein.

2) Lesen

An der Universität Helsinki publizierte Erkki Pekkilä 2003 einen Aufsatz zu dem Thema Klingeltöne und ihre Semiotik.4

Pekkilä, Erkki: The semiotics of cell-phone ring tones. In: Tarasti, Eero (ed.), Musical semiotics revisited. Helsinki: International semiotics institute & Department of musicology. 2003. p. 110–120.-->

4   Pekkilä, Erkki: The semiotics of cell-phone ring tones. In: Tarasti, Eero (ed.), Musical semiotics revisited. Helsinki: International semiotics institute & Department of musicology. 2003. p. 110–120.

Dass die finnische Musikethnologie als erste Klingeltöne thematisierte, wundert nicht, gilt doch Finnland als das »Wunderland des Handys« – dies nicht nur wegen seiner bekannten, weit verbreiteten Mobiltelefon-Marke Nokia. 94 Prozent der finnischen Haushalte verfügen über mindestens ein Handy. Finnland erreicht damit eine der höchsten Verbreitungsraten von Mobiltelefonen weltweit.5

Vgl. pressetext.austria (pte, 02. Jul 2004 17:30):
http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=040702033.-->

5   Vgl. pressetext.austria (pte, 02. Jul 2004 17:30):
http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=040702033.

Es ist auch ein Finne – Vesa-Matti Paanen – der als der Erfinder der kommerziellen Klingeltöne gilt.6

Paanen soll als erster auf die Idee gekommen sein, dass Handy-Klingeltöne verkauft werden können. 1998 brachte er mit seinem damaligen Arbeitgeber Yomi Media die ersten kommerziellen Klingeltöne auf den finnischen Markt (Frankfurter Rundschau online 15.06.2004. http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wissen/netzwerk/?cnt=453664).-->

6   Paanen soll als erster auf die Idee gekommen sein, dass Handy-Klingeltöne verkauft werden können. 1998 brachte er mit seinem damaligen Arbeitgeber Yomi Media die ersten kommerziellen Klingeltöne auf den finnischen Markt (Frankfurter Rundschau online 15.06.2004. http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wissen/netzwerk/?cnt=453664).

Konfrontiert mit der Situation, dass in den Klassenzimmern die Klingeltöne nicht mehr zu überhören waren und strenge Regeln für den Handygebrauch während der Schulstunden erforderlich machten, liegt es nahe, dass sich auch MusikpädagogInnen mit dem Phänomen auseinandersetzen. Einen ersten, thematisch umfassenden Aufsatz veröffentlichte Karin Pilnitz im Oktober 2000. In ihm geht es auch um das Programmieren eigener Klingeltöne – hier noch Ruftöne genannt. Der Schwerpunkt


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