durch den Individualismus einer Interpretation ersetzt (Abb. 6: Walter Gieseking am
Welte-Mignon-Reproduktionsklavier).
Gleichzeitig erzeugte dieser Automatismus auch eine künstlerische Innovation und
wurde zum Kompositionsprinzip, ja mithin zu einem ästhetischen Paradigma erhoben:
So entführen uns Conlon Nancarrows fünfzig Studies for Player Piano in ein neues Reich
der zeitlichen Wahrnehmung von musikalischen Strukturen und rhythmischen
Zusammenhängen.8
Zur Übersicht über Nancarrows Werke siehe Kyle Gann: The Music of Conlon Nancarrow.
Cambridge University Press 1995.-->
Gleichzeitig entstand eine neue musikalische Aufzeichnungsschrift nicht mehr
symbolischer, sondern physikalischer Natur: Die Pianolarolle wird zum Träger der
musikalischen Information, die Interpretation des Pianisten wird auf diese Weise
visualisiert.9
Zur wissenschaftlichen Auswertung dieser Visualisierung siehe Hermann Gottschewski: Die
Interpretation als Kunstwerk. Laaber 1996.-->
Digitalisierung
Waren die bisher erwähnten musikalischen Ereignisse im analogen, zeitkontinuierlichen Raum
angesiedelt, so ändern sich mit der Digitalisierung diese Prinzipien grundlegend, da den
(musikalischen) Ereignissen durch Codierung in diskrete Zustände ihre Zeitlichkeit genommen
wird. Bei der Digitalisierung von Schallereignissen geschieht diese Codierung 44 100 Mal pro
Sekunde.10
gemäß dem Abtasttheorem von Shannon, nach dem die Abtastfrequenz doppelt so groß wie
die höchste wahrnehmbare Frequenz (22 000 Hz) sein muss.-->
Zudem findet eine Vereinheitlichung des Inputs im Code statt, denn alle digitalisierten
Ereignisse –