- 235 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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Abbildung 2

Allerdings brauchte es hierzu einige Jahrzehnte, bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Elektronenröhre (s. Abb. 2) als Schwingungserzeuger für musikalisch nutzbare Schallwellen erfunden war und mit dem Lautsprecher der eigentliche Klangerzeuger für diese Wellen existierte. Die solcherart erzeugten elektrischen Wellen waren nicht mehr an die einschränkenden materiellen Gegebenheiten des akustischen Instrumentariums geknüpft, sie waren in beliebiger Form produzierbar und reproduzierbar. Neben dem Radio als reproduktivem Distributionsmedium entstanden in den 1920er Jahren erste elektrische Instrumente4

Historisch relevantes Material mit Bild- und Klangbeispielen zur Entwicklung des elektrischen Instrumentariums finden sich unter der URL http://www.obsolete.com/120\_years/, 120 Years of Electronic Music.-->

4   Historisch relevantes Material mit Bild- und Klangbeispielen zur Entwicklung des elektrischen Instrumentariums finden sich unter der URL http://www.obsolete.com/120\_years/, 120 Years of Electronic Music.

– Leon Theremins Ätherophon (s. Abb. 3), Friedrich Trautweins Trautonium und die Ondes Martenot des gleichnamigen französischen Erfinders – mit z. T. höchst innovativen Spieltechniken.
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Abbildung 3

So wartete das Ätherophon mit einer gänzlich berührungslosen Spielweise auf, die unter technischen Gesichtspunkten an die Rundfunkempfangstechnik angelehnt war, sich unter musikalischen Gesichtspunkten jedoch bis heute als eine schwer zu realisierende, wenngleich optisch sehr eindrucksvolle Spielweise erwies.5

Einige Filmaufnahmen des Ätherophon-Spiels finden sich unter der URL http://www.obsolete.com/120\_years/machines/theremin/ und http://www.geocities.com/EnchantedForest/Dell/1259/theramin.mov (mit Theremin selbst).-->

5   Einige Filmaufnahmen des Ätherophon-Spiels finden sich unter der URL http://www.obsolete.com/120\_years/machines/theremin/ und http://www.geocities.com/EnchantedForest/Dell/1259/theramin.mov (mit Theremin selbst).

Diese neuen Instrumente boten zwar in eingeschränktem Maße eine »neue« Klanglichkeit, es existierte jedoch nur sehr wenig bis gar keine extra angefertigte avantgardistische Musik für diese Instrumente. Die Interpreten glänzten mit Bearbeitungen beliebter Werke wie dem Schwan aus Camille Saint-Saëns’ Karneval der Tiere (Theremins Prachtstück für das Ätherophon) oder den Violin-Capricen von Niccolò Paganini (von Oskar Sala meisterhaft für das Trautonium bearbeitet); durch bekannte Musik konnten sich diese neuen Klangerzeuger eine gewisse Akzeptanz sichern.

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Abbildung 4

Die Erschaffung gänzlich neuer Klangwelten blieb dann in der fünfziger Jahren der Elektronischen Musik vorbehalten, wie sie beispielsweise in dem Elektronischen Studio des NWDR in Köln und an der dortigen Musikhochschule erfolgreich gegen so manchen Publikumswiderstand erprobt und öffentlich vorgestellt wurde (Abb. 4). Diese Musik wurde – ganz im Gegensatz zu den elektrischen Spielinstrumenten – mit Studiogerätschaften produziert und schaltete auch ganz bewusst den Interpreten im klassischen Sinne aus: Elektronische Musik war und ist eine komponierte Musik.


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