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Soldaten, die laut Gewährsmann47

Dokument S 52. Material zum NS-Projekt.-->

47   Dokument S 52. Material zum NS-Projekt.

zum »Rahmenpersonal der Aserbaidschanischen Legion – einer Freiwilligen-Division« – gehörten:

Vor den Toren Moskaus stand ein Bataillon,
es waren noch die Reste von einer Division.
Die Deutschen wollten Moskau sehn,
sie mussten aber türmen gehen
//: wie einst Napoleon, ://.

Und es rief der Posten: Die Russen kommen schon,
es kann dein Leben kosten, Kam’rad, drum lauf davon!
Gewehr und Stiefel blieben stehn,
wir mussten aber türmen gehn,
//: wie einst Napoleon, ://.

Dnjepr, Bug und Weichsel, das ist schon lange her
denn jetzt an der Oder steht das rote Heer.
Wenn sie erst mal bei Leipzig steh’n,
dann wird es uns viel schlimmer geh’n
//: wie einst Napoleon, ://.

Als letzter dazu ein Parallelbeleg: eine noch sehr viel bitterere Lili Marleen-Parodie aus dem Russlandfeldzug, hier über den Untergang der »stolzen Motorisierten Infanterie Division« – eines der »Soldatenlieder … voll dumpfer Verzweiflung«, wie Erich Weinert diese Strophe charakterisierte, mit der sich diese Division »einen Nekrolog gedichtet« habe:48

Lammel, Inge: Das Arbeiterlied. S. 204 u. 248, zu Nr. 58 (b).-->

48   Lammel, Inge: Das Arbeiterlied. S. 204 u. 248, zu Nr. 58 (b).

Als wir vor Moskau lagen,
da lagen wir im Schnee,
kaputt sind alle Wagen,
erfroren Nas’ und Zeh.
Und langsam deckt zur Wintersruh
der Schnee die letzten Reste zu
der stolzen Mot. I. D.,
der stolzen Mot. I. D.

*

Zum Abschluss ein knappes Fazit:

Jahrzehntelang hat die Historiographie zu Recht registriert, wie nachdrücklich das NS-Regime versucht hat, auch durch Lieder Geist und Empfinden der Menschen im Sinne – oder besser gesagt: im Un-Sinn – seiner inhumanen Ideologie zu steuern. Kaum berücksichtigt wurde jedoch, wie oft und wie hartnäckig kritische und unangepasste Geister, auch Menschen mit anderem Empfinden und anderer Weltanschauung in der gleichen Epoche – selbst unter Gefahr für Leib und Leben –


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