sich unter den Künstlern seiner Zeit
in einer Ausnahmestellung sah, lassen sich Parallelen zur Figur des Lohengrin
feststellen. Sowohl Wagner als auch Lohengrin stehen fernab ihrer Mitmenschen
in erhöhter Position. In diesem Sinne kann Lohengrin als »Versinnbildlichung
des modernen Künstlers«, wie Wagner ihn sich wünscht, verstanden
werden (vgl. von Soden 1980, 67).
»Lohengrin suchte das Weib, das an ihn glaubte: das nicht früge,
wer er sei und woher er komme, sondern ihn liebte, wie er sei, und weil er
so sei, wie er ihm erschiene. Er suchte das Weib, dem er sich nicht zu erklären,
nicht zu rechtfertigen habe, sondern das ihn unbedingt liebe.« (Kapp
1914, 124) Auch in der Forderung, sich nicht rechtfertigen zu müssen,
spiegelt sich möglicherweise Richard Wagners Beziehung zu seinem Publikum
und zu seinen Kritikern wider. Von beiden fordert er Verständnis für
seine Kunst. Er gibt selbst zu verstehen, was er mit »mich verstehen«
meint: In seine Kunstwerke lege er eine bestimmte Absicht und nur diese dürfe
als wesentlich betrachtet werden. Sie allein gebe Aufschluss über das
Wesen des Künstlers (vgl. ebd., 58). »Mich verstehen« heißt
bei Wagner also, das von ihm für wichtig Erachtete erkennen. Das Verständnis
für ein Kunstwerk verläuft dabei über die Gefühlsebene:
»Das notwendige und natürliche Verlangen dieses Künstlers
ist, durch das Gefühl rückhaltlos aufgenommen und verstanden zu
werden.« (ebd., 127) Eine Antwort auf das Kunstwerk kann daher
nur durch das Gefühl erfolgen. Kritiker hingegen antworteten mit dem
Verstand. Für Wagner resultiert daraus Unverständnis des Kritikers
gegenüber seinem Kunstwerk. Er formuliert es noch drastischer: Kritik
überhaupt »ist in Wahrheit nichts andres als das Verständnis
des Unverständnisses des Kunstwerkes.« (ebd., 59) Für
Wagner gibt es also nur eine Wahrheit: seine eigene. Kritisiert ihn jemand,
so wird dieser zum Gegner, der nur einem Irrtum erlegen sein kann. Wenn Lohengrin
also von Elsa fordert, sich nicht rechtfertigen zu müssen, so kann dies
als Zurechtweisung Wagners an seine Kritiker verstanden werden.
2.3
Sehnsucht nach wahrer Liebe
Das Frageverbot lässt aber noch eine weitere Interpretation zu. Dazu
sei noch einmal das Zitat aus Eine Mitteilung an
meine Freunde in Erinnerung gerufen: »Lohengrin suchte das Weib,
das an ihn glaubte: das nicht früge, wer er sei und woher er komme,
sondern ihn liebte, wie er sei, und weil er so sei, wie er ihm erschiene.
Er suchte das Weib, dem er sich nicht zu erklären, nicht zu rechtfertigen
habe, sondern das ihn unbedingt liebe.« Hier ist Lohengrins Furcht
zu spüren, wegen der Besonderheit seiner Existenz bewundert und nicht
wirklich geliebt zu werden. Aus diesem Grund versucht Lohengrin seine Herkunft
vor Elsa zu verbergen. Er setzt das Frageverbot ein. Nur wenn Elsa
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