wohlgesonnenen Freunden, fröhlichem Gelächter,
Sorglosigkeit und Heiterkeit. Es war die Zeit, die ihr Sohn Sebastian als
»vielleicht die glücklichste Zeit im Leben Fannys« (ebd.,
566) bezeichnete.
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Doppelter Auftrag: ›Frau und Mutter‹ versus ›Musikerin und Komponistin‹ –
Konflikt des doppelten Auftrages am Beispiel der Beziehung zu Felix
Im Jahr 1819/1820 verbrachte Abraham aus geschäftlichen Gründen
ein Jahr in Paris. Auch dort fühlte er sich für die Erziehung seiner
Kinder verantwortlich und machte seinen erzieherischen Einfluß aus
der Ferne geltend. An Fanny schrieb er:
»Was du mir über Dein musikalisches Treiben im Verhältnis
zu Felix in einem Deiner früheren
Briefe geschrieben, war eben so wohl gedacht
als ausgedrückt. Die Musik wird für ihn vielleicht Beruf,
während sie für Dich stets
nur Zierde, niemals Grundbass Deines Seins und
Thuns werden kann und soll; [...] [daß Du] durch Deine Freude an dem
Beifall, den er sich erworben, bewiesen hast,
dass Du ihn Dir an seiner Stelle auch
würdest verdienen können. Beharre in dieser Gesinnung
und diesem Betragen, sie sind weiblich, und nur
das Weibliche ziert die Frauen.«
(ebd., 122ff.)
Die bis dahin parallel laufende Erziehung der Geschwister Fanny und Felix
und der gleich hohe Leistungsanspruch sehen auf den ersten Blick nach Gleichbehandlung
aus. Doch wurden die Jungen mit einem anderen Ziel erzogen als die Mädchen.
Für Felix konnte die Musik Beruf, für Fanny jedoch niemals Bestimmung
werden. Ihre Aufgabe war es, zurückzutreten, Felix den Vortritt zu lassen
und ›weibliches Betragen‹ zu üben. Im gleichen Brief erwähnte Abraham
ihre Romanzen, die er lobte und kompetent kritisierte.
An dieser Stelle wird der ›doppelte‹ und divergierende Auftrag deutlich,
dem Fanny in beiderlei Hinsicht gerecht werden sollte: einerseits ganz Frau
und Mutter, andererseits eine gute und kompetente Musikerin und Komponistin
zu werden. Für Abraham stellte eindeutig der häusliche Rahmen die
Begrenzung für die Musikerin dar.
Die enge emotionale Beziehung zwischen den ältesten Geschwistern
lässt sich schon früh dokumentieren. »Sie sind eins für
das andere eitel und stolz«, äußerte Lea bezüglich
Fanny und Felix (Hensel 1995, 169). Doch war Fanny diejenige, die Verzicht
üben musste. Eindringlicher als die Worte des Vaters machte ihr die Felix
zuteil werdende Vorzugsbehandlung bewusst, dass sie
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