Sprache und Musik. Soweit eine Redeäußerung
von einer schriftlichen Äußerung unterscheidbar ist, die musikalische
Rede als akustische Äußerung vorausgesetzt und die Schriftform
zumeist als Spielanweisung für Musiker gedacht, läßt sich
diese Gleichsetzung aufrechterhalten. Die von Dirk Hartmann12
verwendeten Kriterien »Konventionalität« und »Produktivität«
verdeutlichen allerdings einen gravierenden Unterschied. »Konventionalität«
meint die Übereinkunft in Sprachgemeinschaften, die den Zusammenhang
zwischen Aufforderung und Befolgung gewährleistet, wobei nicht kausale
Zusammenhänge angesprochen sind, so daß eine Befolgung also auch
in der Verweigerung einer Handlung oder in ihrer Andersartigkeit bestehen
kann. »Produktivität« besagt, daß eine regelbestimmte
Sprache, deren Bedeutungen artikuliert vermittelt werden, den Sprechhandelnden
die Fähigkeit eröffnet, »Sätze zu bilden und zu verstehen,
die sie nie zuvor gehört haben.« (Hartmann, 168)
Das Fehlen der Semantik und die beabsichtigten Gefühlsregungen durch Musik lassen Vergleiche zur Sprache also brüchig erscheinen, erlauben es aber gleichwohl, Musik als Bestandteil menschlicher Kommunikation zu betrachten. Um Musik, wie andere nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten zu reflektieren, bedarf es jedoch der Sprache und der mit der Sprache verbundenen Fähigkeiten zum Denken. Allerdings ist mit »Gefühl« ein weitreichender Begriff verwendet, der sowohl Gefühle im engeren Sinne, nämlich »Leibgefühle«, umfaßt als auch Gefühle im weiteren Sinn, die in Affekten und Stimmungen zu finden sind. Mit der Wahrnehmung eigener Körperzustände, den »Leibgefühlen«, korreliert ein entsprechender Spracherwerb in der Sprachgemeinschaft, wächst die Fähigkeit, Gefühlsqualitäten, die sich von deren Intensitäten unterscheiden lassen, sprachlich zu vermitteln, wobei die Kontrolle eines adäquaten Gebrauchs der Sprache über intersubjektive Kriterien erfolgt. Zwar sind Emotionen nicht wie Dinge intersubjektiv begreifbar, wenn sie aber leiblich wahrgenommene Gefühle sind, wie Schmerzen verschiedener Art, Wärme, Kälte, Verspannung, Entspannung, Beklemmung, Drücken, Übelkeit, Müdigkeit usw., dann lassen sich ihre Qualitäten differenzieren und benennen. Schon Säuglinge zeigen, bevor sie sprechen können, durch ihr Verhalten deutliches Bemühen, vornehmlich diese Leibgefühle der Umwelt mitzuteilen. In enger emotionaler Gemeinschaft mit Bezugspersonen, zumeist mit der Mutter, erfahren sie interpersonales Erleben,13 das mit dem Erlernen |