- 65 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
  Erste Seite (2) Vorherige Seite (64)Nächste Seite (66) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

angegeben werden können, zum Beispiel: M.: (T. 8 ff.) »die Wolken, die langsam ziehen.« C.: (T 26) »Jetzt regnet es.« A.: (T. 32) »Die Blume geht auf.« M.: (T. 69) »Sie schlafen ein.«

5 Der Komponist

Der Komponist Witold Szalonek gesteht dem Interpreten Gestaltungsfreiheiten zu. Sie sind beabsichtigt, wenn anfangs ein rubato gegeben ist. Das dolce versteht sich von selbst auch bei dieser Berceuse , die im Ton leicht gespielt werden sollte, vergleichbar mit Voiles von Claude Debussy.7

7 Claude Debussy: Voiles, Zweites Prelude aus 24 Preludes in zwei Heften (1910, 1913).

Der Anlaß zur Komposition war ganz prosaisch, nämlich die Ausschreibung eines Wettbewerbs einer Celesta-Fabrik in Schwäbisch-Gmünd zu ihrem 150jährigen Bestehen. Den Ausgangspunkt des Komponierens bildete seine Arietta non grata,8

8 Witold Szalonek: Arietta non grata, zweiter Satz aus Bagatellae di Dahlem II für Querflöte und Klavier (1998).
die »etwas in sich trägt, das auszubauen und zu variieren einlud«. Der Kompositionsvorgang verlief recht zügig wegen der Wettbewerbsdatierung, obgleich Witold Szalonek im Voraus ahnte und wiederum bestätigt bekam, daß seine Werke nicht zu denen gehören, die Preise bekommen. Der durch den Titel Berceuse naheliegende Vergleich mit Frederik Chopin trifft zunächst nicht zu, obgleich er dem großen Landsmann zutiefst verbunden ist. »Mit Chopin bin ich aufgewachsen und seine Berceuse gehört zu meinen bevorzugten Klavierwerken.« Während jedoch in der Arietta die Struktur »selektiver Dodekaphonie« in den harmonischen und melodischen Abfolgen klarer gestaltet ist, hat er in der Berceuse diese Disziplin gelockert.

»Es gibt Vorbehalte gegenüber der Dodekaphonie, die besagen, daß diese eigentlich nur depressive Gefühle wecken kann, also durch sie nur depressive Gefühle und Zustände zum Ausdruck gebracht werden können. Das habe ich nicht akzeptiert und schon in frühen Jahren, etwa mit meinen Arabesken9

9 Witold Szalonek: Arabesken für Violine und Klavier (1964), PWM Edition 1968.
für Violine und Klavier, die ich für Kinder geschrieben habe, zu widerlegen versucht; denn eine Technik darf doch keinen Einfluß haben auf die Gemütslage eines kompositorischen Werkes. ... Ich habe etwa seit der Little B-A-C-H-Symphony 10
10 Witold Szalonek: Little B-A-C-H-Symphony (1979) hierzu: Rudolf Weber: Gedanken zu einer Analyse. Witold Szaloneks Little B-A-C-H-Symphony , in: Rudolf Klinkhammer (Hrsg.): Schnittpunkte Mensch Musik. Beiträge zur Erkenntnis und Vermittlung von Musik, Regensburg 1985, S. 98–102.
mit der von mir entwickelten selektiven Dodekaphonie gearbeitet. Um eine gedachte Achse gruppieren sich hierbei melodische und harmonische

Erste Seite (2) Vorherige Seite (64)Nächste Seite (66) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 65 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft