- 63 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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sich die einzelnen Passagen musikalisch bewegen«; oder es wurde auf die »Leichtigkeit der Musik« verwiesen, die selbst im lauten Mittelteil, dem Höhepunkt, beibehalten ist, einem Bild vergleichbar, welches zunächst nur wenige Striche aufweist, sich dann aber füllt und zum Schluß lediglich kleiner Ausbesserungen bedarf, um zum ausgereiften Gesamteindruck, dem Ende des Stückes zu kommen. Ein anderer Versuch, dem Ablauf des Stückes zu folgen, beginnt bei Wasserstrudeln, Erinnerungen an eine Wasserfahrt im Spreewald, um dann fortzufahren: »Da sind ganz viele Energien, die jedoch nicht rauskommen, die gefesselt bleiben und auch beim Aufbäumen nicht zu einer Befreiung kommen, sondern wieder zurückfallen, wobei zwei Energieströme, die hohe und die tiefe Musik, gegeneinander arbeiten.« (Es war allen, die am Gespräch teilnahmen deutlich, daß hierbei die von der linken und rechten Hand gespielte Musik gemeint war.)

Der Meinungsaustausch führte dazu, Einverständnisse im Gebrauch der Begriffe herzustellen. Die Einigung auf den möglichen Titel »Etude« wurde bereits genannt. Ein weiteres Bemühen richtete sich darauf, eine Schnittmenge in der Deutung einer allgemeinen Charakterisierung des Stückes zu finden. Die erklingende »Einsamkeit« korrespondierte teilweise mit dem »Expressiven, jedoch Unterkühlten«, konnte ebenfalls mit der »unerfüllten Sehnsucht und dem Anflug von Trauer« in Einklang gebracht werden, wogegen der Vergleich mit einer Art »Leichtigkeit« trotz einiger Klärungsversuche bei mehreren Teilnehmern der Gruppe nicht nachvollzogen werden konnte.

Der Hinweis auf den Titel, den der Komponist dem Stück gegeben hat, weckte zunächst Befremden, da alle eine feste Vorstellung mit der Bezeichnung »Wiegenlied« verbanden, provozierte sodann Deutungsversuche, die zu klären suchten, was der Komponist mit dem Titel aussagen will: Das Wiegenlied für ein Kind wird er wohl nicht gemeint haben, dazu ist die Musik zu aufgeregt (»als ob ein Kind wachgerüttelt würde!«), Einschlafsituationen sind schon eher vorstellbar, etwa »Schlafen ist etwas sehr einsames, insofern ist die Bezeichnung schon in Ordnung« oder »das Schwebende, Durchsichtige entspricht dem Halbschlaf«, schließlich: »Wenn man sich hinlegt und über den Tag nachdenkt, wird man manchmal immer unruhiger und aufgeregter.«

4 Zweite Hörergruppe

Drei Kinder eines vierten Schuljahres (9 und 10 Jahre alt) bildeten die zweite Hörergruppe. Sie beschäftigen sich zur Zeit des Hörens intensiv mit einem Musiktheaterprojekt, in welchem verschiedene Vögel die Hauptrollen spielen. Es entstanden also Musikstücke zu diesen Vögeln, unter anderem auch für


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