ist, bestimmt die unterschiedlichen Stimmungen, die sich jedoch nicht unabweisbar
zu einem Handlungsgefüge, zu einer Geschichte zusammendrängen.
Grundsätzlich sind die beiden Parts nie aufgegeben, nur nach den bewegten
Terzgängen in der rechten Hand und der Lautstärkensteigerung übernimmt
während einiger Takte die linke Hand die bewegtere Partie. Nach dieser
verhältnismäßig kurzen Abweichung wird das Gleichmaß
des Anfangs mit dem Schluß des Stückes wieder hergestellt.
3
Erste Hörergruppe
Die erste Hörergruppe umfaßte acht Personen, die alle mehr oder
weniger durch eigenes Musizieren musikkundig sind. Ihnen war zunächst
ebenfalls der Titel der Komposition unbekannt und sie kannten auch keine
anderen Kompositionen von Witold Szalonek.
In einer ersten Runde der Meinungsäußerungen wurden Eindrücke
zusammengetragen, die von Vorerfahrungen und dem Bestreben geprägt waren,
Eigenständigkeit zu zeigen. Die punktuellen Feststellungen betrafen
unter anderem das Tonmaterial (»Ganztonleiter«, »diatonische
Tonleiter«), seine Strukturen (»keine Akkorde«, »Zusammenklänge
durch Pedalgebrauch«, Gliederungszusammenhänge des ganzen Stückes)
, markante Intervalle und Intervallfolgen (Terzgänge, vermeintliche
Häufigkeit von Tritoni). Erinnert wurden Anklänge an Sergej Prokofjews
Visions fugitives5,
5
Sergej Prokofjew: Visions fugitives
, zwanzig Stücke für Klavier (1915–1917), op. 22. |
an Frederik Chopins Terzen-Etude6,
6
Frederik Chopin: Zwölf Etuden,
op. 25, darin Nr. 6 in gis-Moll als Terzen-Etude bekannt. |
auch an Johann Sebastian Bachs »komplementär-rhythmische Stimmführung«.
Man vermutete in dem Stück eine »Etude« oder »Toccata«
zu hören, wobei die Diskussion und Klärung im Gruppengespräch
letztlich der Etude den Vorrang gab – zum Beispiel wie bei einer Gitarren-Etude,
in der das »chromatische Herumschieben von Griffen« geübt
werden soll.
Zugleich wurden verschiedene Aussagen zum Charakter des Stückes gemacht:
»expressiv aber dennoch unterkühlt«, »änderte
sich nicht im Energiegehalt, zu gleichbleibend«, »vorwärtsstrebend«,
»durchhörig oder transparent«, »sehr einsam, vor allem
zu Beginn und am Schluß«, »es klang sehnsüchtig, leicht
traurig, mal wieder stärker, aber letztlich immer unerfüllt«.
Einige dieser Charakterisierungen verbanden sich mit Hinweisen auf den Verlauf
der Musik: Zum Beispiel wurde geäußert, daß die »Transparenz«
des Stückes selbst in seinem Mittelteil beibehalten ist, wenn sich »mehrere
Schichten Übereinanderlegen und sich dennoch gut verfolgen ließ,
wie
|