Fragen und Belastungen kreisen und wachsen derart, daß letztlich die
Ruhe völlig dahin ist und nicht mehr an Schlaf gedacht werden kann. Nach
der Kulmination dieser Unruhe tritt Erschöpfung ein, verebben die bedrängenden
Sorgen. Die anfänglich gesuchte Ruhe tritt endlich ein.
2
Eine Hörerin
Eine Hörerin, der zwar der Komponist jedoch nicht der Titel der Komposition
bekannt war, vergleicht den Ablauf des Stückes mit einem Dialog. Sie
zieht zum Verdeutlichen einen »Pas de deux«, eine getanzte Szene,
heran, in der die Dialogpartner, Mann und Frau, durch das Miteinander von
tiefer und hoher Stimme, also von der jeweils von linker und rechter Hand
gespielten Musik, gegeben scheinen.
Zunächst läßt sich eine langsame Annäherung heraushören,
der zufolge beide ihren Weg probieren, ein Stück gemeinsam gehen, ohne
dramatische Ereignisse.
»Dann beginnen die rasanten Abwärtsläufe (ab T. 44), für
mich der Tanz der Ballerina, der durch
Haltefiguren des Tanzpartners in der
tiefen Stimme begleitet wird, bis es wechselt (T. 62) und auch der
Mann seinen Soloauftritt mit bewegten Pirouetten
und Sprüngen hat. Es endet für
mich damit, daß die beiden beruhigt vielleicht noch ein
Stück gemeinsam gehen, dann aber auseinandergehen,
um sich jeweils zu einer anderen Ecke
der Bühne, zu einem anderen Bühnenausgang
zu bewegen, um die Bühne zu verlassen, der Mann zuerst, die Frau
ganz zum Schluß.«
Mit einem zweiten Hören des Stückes wurde auch der Titel
Berceuse genannt.
»Wenn ich jetzt weiß, daß das Stück
Berceuse heißt, also etwas mit
einem Schlaflied zu tun hat, dann könnte
ich mir auch Mutter und Kind vorstellen,
zumindest aber zwei Personen, die in der Musik auftreten.
Zu Beginn könnte eine undramatische Unterhaltung geschildert sein,
wobei das Kind eventuell nicht ins Bett gehen
will und mit seiner hohen Stimme noch
ganz viel zu erzählen weiß. Vielleicht wird beim
Kind durch die tiefe Stimme der Mutter Phantasie wachgerufen,
lebhafte Vorstellungen, die in den stürmischen
Abwärtsläufen zu hören
sind. Sehr banal ist mir die Feststellung, das Kind sei zum Schluß
eingeschlafen. – Doch: Eine Einschlafmusik,
ein Wiegenlied ist diese Musik in meinen
Ohren nicht.«
Das Dialogische in der Anlage des Stückes, das durch das Wechselspiel
von hoher und tiefer Stimme bzw. von rechter und linker Spielhand gegeben
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