- 411 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Fischer-Dieskau und die Russin Galina Vishnewskaya, die allerdings zur Premiere nicht anreisen konnte (vgl. Carpenter, 404). Der Sopran-Part wurde nach Aussage der Sängerin erst geschrieben, nachdem Britten sie in Aldeburgh singen gehört hatte. Ein weiteres Argument dafür ist ein Brief Brittens an Dietrich Fischer-Dieskau, in dem der Komponist den Sänger um seine Mitwirkung bittet. In der Beschreibung des Werkes erwähnt er zwar den Tenor Peter Pears, aber keine Sopranistin (vgl. Carpenter, 405).

In einer Vorankündigung, fünf Tage vor der Premiere am 30. Mai 1962 schrieb William Mann in The Times: »It is not a requiem to console the living; sometimes it does not even help the dead to sleep soundly. It can only disturb every living soul, for it denounces the barbarism more or less awake in mankind with all the authenticity that a great composer can muster.« (Kennedy, 79) Trotz der Probleme bei der Premiere, die durch Platzmangel und daraus folgender Unruhe bei Chor und Zuhörern entstanden (vgl. Carpenter, 409–410), erlangte das Oratorium nach Humphrey Carpenter weitreichende Bedeutung: »The work was becoming identified with the peace movements and left-wing intellectualism of the sixties.« (Carpenter, 411)

In diesem Beitrag soll jedoch nicht die Rezeption, sondern die geschichtliche Situation der Uraufführung und die daraus resultierende Bedeutung des Werkes als Anlaß genommen, Möglichkeiten zu suchen, wie das Oratorium in der Grundschule angesprochen werden kann.

8.4 Umsetzung im Unterricht

Im folgenden wird ein Vorschlag unterbreitet, wie das War Requiem Schülern nahe gebracht werden kann. Dabei können nur wenige Aspekte der oben genannten Ziele einerseits und des umfangreichen, komplexen Werkes andererseits behandelt werden. Eine mehr als exemplarische Betrachtung von Harmonik und Melodik würde die Fähigkeiten selbst leistungsstarker Klassen übersteigen. Auch der fremdsprachige Text erleichtert den Zugang nicht. Gerade die Sprachproblematik bietet sich aber als Ausgangspunkt einer Zielformulierung an: Die Schüler sollen Hilfsmittel erhalten, diese Musik trotz der inhaltlichen Verständnisprobleme ansatzweise zu verstehen und zu würdigen. Sie sollen exemplarisch erkennen, daß Musik über eine textliche Aussage hinaus zum Mittel einer interkulturellen Verständigung werden kann.2
2 Laut Michael Jenne (Musik, Kommunikation, Ideologie, 60) ist Musik kein international verständliches Zeichensystem. Trotzdem erscheint es gerechtfertigt, aufgrund des permanenten kulturellen Austauschs im 20. Jahrhundert in Westeuropa hier Übereinstimmungen vorauszusetzen, besonders bei einem Werk, das für eine internationale Besetzung komponiert wurde.

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