Fischer-Dieskau und die Russin Galina Vishnewskaya,
die allerdings zur Premiere nicht anreisen konnte (vgl. Carpenter, 404).
Der Sopran-Part wurde nach Aussage der Sängerin erst geschrieben, nachdem
Britten sie in Aldeburgh singen gehört hatte. Ein weiteres Argument
dafür ist ein Brief Brittens an Dietrich Fischer-Dieskau, in dem der
Komponist den Sänger um seine Mitwirkung bittet. In der Beschreibung
des Werkes erwähnt er zwar den Tenor Peter Pears, aber keine Sopranistin
(vgl. Carpenter, 405).
In einer Vorankündigung, fünf Tage vor der Premiere am 30. Mai
1962 schrieb William Mann in The Times: »It
is not a requiem to console the living; sometimes it does not even help the
dead to sleep soundly. It can only disturb every living soul, for it denounces
the barbarism more or less awake in mankind with all the authenticity that
a great composer can muster.« (Kennedy, 79) Trotz der Probleme
bei der Premiere, die durch Platzmangel und daraus folgender Unruhe bei Chor
und Zuhörern entstanden (vgl. Carpenter, 409–410), erlangte das Oratorium
nach Humphrey Carpenter weitreichende Bedeutung: »The work was becoming
identified with the peace movements and left-wing intellectualism of the
sixties.« (Carpenter, 411)
In diesem Beitrag soll jedoch nicht die Rezeption, sondern die geschichtliche
Situation der Uraufführung und die daraus resultierende Bedeutung des
Werkes als Anlaß genommen, Möglichkeiten zu suchen, wie das Oratorium
in der Grundschule angesprochen werden kann.
8.4
Umsetzung im Unterricht
Im folgenden wird ein Vorschlag unterbreitet, wie das
War Requiem Schülern nahe gebracht werden kann. Dabei können
nur wenige Aspekte der oben genannten Ziele einerseits und des umfangreichen,
komplexen Werkes andererseits behandelt werden. Eine mehr als exemplarische
Betrachtung von Harmonik und Melodik würde die Fähigkeiten selbst
leistungsstarker Klassen übersteigen. Auch der fremdsprachige Text erleichtert
den Zugang nicht. Gerade die Sprachproblematik bietet sich aber als Ausgangspunkt
einer Zielformulierung an: Die Schüler sollen Hilfsmittel erhalten, diese
Musik trotz der inhaltlichen Verständnisprobleme ansatzweise zu verstehen
und zu würdigen. Sie sollen exemplarisch erkennen, daß Musik über
eine textliche Aussage hinaus zum Mittel einer interkulturellen Verständigung
werden kann.2
2
Laut Michael Jenne (Musik, Kommunikation, Ideologie, 60) ist Musik
kein international verständliches Zeichensystem. Trotzdem erscheint
es gerechtfertigt, aufgrund des permanenten kulturellen Austauschs im 20.
Jahrhundert in Westeuropa hier Übereinstimmungen vorauszusetzen, besonders
bei einem Werk, das für eine internationale Besetzung komponiert wurde.
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