- 408 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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versucht, diesen Tendenzen entgegenzuwirken. Im Mittelpunkt der Erarbeitung steht das Wissen über Funktion und Wirkungsweise von Musik. Darüber hinaus sollen die Schüler grundlegende Kenntnisse über historische Beispiele von Erziehung durch Musik erwerben. Bereits in der Grundschule ist die Behandlung elementarer Inhalte möglich, wenn Kinder beispielsweise erleben, wie schwer es ist, sich bewußt gegen Marschrhythmen zu bewegen (Problematisch sind dabei natürlich Kinder, die sich aus motorischen oder anderen Gründen nicht mit der Musik bewegen). Letztendlich ist ein »kundige[r] und kritische[r] Umgang mit dem öffentlichen Musikangebot« (Jenne, Zum Aufsatz von H. Antholz, 305) anzustreben. So können Schüler lernen, Musik selbständig zu beurteilen und sich ihrem Einfluß ggf. zu entziehen (vgl. Reinecke, 125). Nach Reinecke können »Bürger« durch »Umgang mit Musik« sogar »unabhängig von den Zwängen kommerzieller Manipulationen, von Medienmagie und Massendynamik« werden. Sie lernen, sich dem unterbewußten Einfluss der Musik zu entziehen und werden dadurch selbständiger in der Beurteilung von funktionaler Musik. Außerdem wecken das bewußte Aufnehmen von Musik und intensive kritisch-reflektierende Beschäftigung mit ihr durch das Kennenlernen ihrer Funktion und Wirkung langfristig die Bereitschaft, Verantwortung im Bereich von Musik und öffentlichem Leben zu übernehmen.

8 Ein Beispiel für die Umsetzung im Unterricht: Benjamin Brittens War Requiem

8.1 Geschichtlicher Hintergrund des Musikbeispiels

Wie Dresden in Deutschland, so wurde Coventry in England zum Symbol der Schrecken des Luftkrieges: In der Nacht des 14.11.1940 bombardierte die deutsche Luftwaffe zehn Stunden lang Coventry, wobei 30% der Fabriken und 60.000 Gebäude zerstört wurden. 550 Menschen wurden getötet. Es gab 1200 Verletzte. Nach anderen Angaben wurden in dieser Nacht sogar 70000 Gebäude, vor allem in der Innenstadt, beschädigt. (vgl. Encyclopaedia Britannica, Bd. 6, 616–617). Von der Kathedrale St. Michael aus dem 14. Jahrhundert blieben nur der 92 Meter hohe Turm und die Außenmauern erhalten. 1947 wurde mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen; 1954 mit einer neuen Kathedrale, die an die Außenmauern der alten angebaut wurde (vgl. Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 6, 76–77).

Die Zerstörung beider Städte wurde zum Anlaß für die Entstehung bedeutender musikalischer Werke. Als Anfang der sechziger Jahre in Coventry die neue Kathedrale fertiggestellt war, wurden zur Einweihung 1962 die Oper King Priam von Michael Tippett (1905–1998) (auf sie wird hier nicht


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