Ländern sowie durch die Begegnung
mit verschiedenen Musikgattungen von Bedeutung.
6
Gerechtigkeitssinn
Gerechtigkeit ist ein Ziel einer Erziehung zur Friedensbereitschaft, das
mit wachsender Toleranz und Kommunikationsfähigkeit angestrebt werden
kann. Allerdings ist nicht davon auszugehen, daß alle Kinder noch in
der Grundschule ein differenziertes Verständnis für diesen abstrakten
Begriff entwickeln. Obwohl Jean Piagets Versuche Widerspruch hervorgerufen
haben, sind sie meines Erachtens geeignet anzudeuten, welche Probleme bei
der Behandlung des Themas ›Gerechtigkeit‹ in der Primarstufe auftreten können.
Kinder gehen bei Schuleintritt laut Piaget von der unbedingten Autorität
Älterer aus. Gerecht ist, was ein Erwachsener sagt. Mit sieben bis acht
Jahren wird Gleichheit wichtiger: »Nur aus Gegenseitigkeit resultierende
Strafen sind gerecht. Der Glaube an immanente Gerechtigkeit nimmt ab. Eine
moralische Handlung wird unabhängig von einer Strafe angestrebt.«
Erst mit etwa zwölf Jahren kann davon ausgegangen werden, daß
nicht absolute Regeln verfolgt, sondern die Situationen von Individuen zum
Maßstab werden (vgl. Ziegler, 107). Erst in diesem Alter wird abstraktes
Denken möglich (vgl. ebd., 82). Gerade hier wird man also mit nur geringen
Erfolgen zu rechnen haben, was aber die Notwendigkeit einer diesbezüglichen
Förderung nicht aufhebt.
7
Verantwortung und Medienerziehung
Verantwortungsbewußtsein ist die Grundlage dafür, daß erworbene
Erkenntnisse alltagsrelevant werden. Erst durch das Erkennen der eigenen
Zuständigkeit für ein Problem sieht sich das Kind vor die Aufgabe
gestellt, eigene Lösungswege zu suchen. Die Bedeutung der Eigenbeteiligung
wird auch von Ludwig Duncker hervorgehoben: »Die Erwartung und Zumutung
eigenständigen Handelns ist selbst von politischem Wert, gerade in einer
Gesellschaft, in der mehr und mehr eine konsumptive Weise der Aneignung von
Massenkultur vorherrscht.« (Duncker, 90) Reinhard Fehling stellt
die m.E. übertriebene These auf, daß musikalische Unmündigkeit
– ausgehend von einer Massenkultur mit nicht-beeinflußbarem Dauerhören
von Musik – zu einem entsprechenden Pendant auf gesellschaftlicher Ebene
führen kann: »Das passive Über-Sich-Ergehen-Lassen-Müssen
der funktionellen Musik geht einher mit einer tendenziellen Entmündigung
im politischen Bereich. Es ist zu befürchten, daß kritikloses
Aufnehmen von Musik transferiert wird in ungeprüftes Hinnehmen gesellschaftlicher
Verhältnisse.« (Fehling, 19) Medienerziehung
|