- 405 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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auf: »Dialogfähigkeit und Konfliktfähigkeit sind die wichtigsten Komponenten von Friedensfähigkeit.« (Kultusminister, 11)

Hier werden zwei elementar bedeutsame Eigenschaften genannt, die notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium für die Entstehung von Frieden sind. Der ›Friedensfähigkeit‹ stelle ich deswegen ›Friedensbereitschaft‹ als zweite Bedingung entgegen. Diese wird von Bernd Götz in seinem Aufsatz Bildung für den Frieden berücksichtigt, indem er Sympathie und Handlungsbereitschaft betont: »Das Gebot der Stunde ist eine Erziehung zu kritischer Vernunft und Einsicht in die großen Zusammenhänge, gepaart mit einer tiefen Sympathie für die Schöpfung und der Bereitschaft zu engagiertem und gleichwohl reflektiertem Handeln, das sich solidarisch für die Entfaltungsrechte aller einsetzt.« (Götz, 25) Für die Relevanz der Friedenserziehung sind beide Aspekte von gleicher Bedeutung, da nur beides zusammen Erfolg zeigen kann; wer diskutieren kann und trotzdem zuschlägt, trägt eben so wenig zur Lösung einer Konfliktsituation bei wie jemand, der zwar um Frieden bemüht ist, aber Gewalt anwendet, weil er sich nicht anders zu helfen weiß.

3 Friedensbegriff und Geschichtsbewußtsein

Diese beiden Aspekte scheinen die kognitiven Kompetenzen eines Grundschülers zu überfordern. Trotzdem halte ich sie für zwei wesentliche Inhalte in der Friedenserziehung: Kinder tragen ihre Alltagserfahrungen in die Schule hinein. Dazu gehören Streit und Versöhnung, sei es zwischen Eltern, Geschwistern oder Freunden. Hier ist ein Anknüpfungspunkt gegeben, um zu überlegen, was ›Frieden‹ sein könnte. Dabei soll keineswegs auf ein bestimmtes Verständnis hingearbeitet, sondern zu wiederholter Reflexion angeregt werden. Auch der unten genannte Begriff ›Gerechtigkeit‹ kann in die Diskussion einfließen. Die Schüler sollen dabei ihren Blickwinkel erweitern. Dazu gehört die Erkenntnis, daß der in diesem Land existierende politische Frieden nicht in jedem Erdteil besteht, daß vielmehr immer wieder Kriege ausbrechen. Ebenso wichtig ist der Hinweis auf die zeitliche Nähe des letzten Krieges in Deutschland, den die Großeltern der Schüler noch miterlebten. Andererseits soll sich zeigen, in welch langer Tradition der Wunsch nach Frieden steht. Diese Lernziele haben an sich keinen zwingenden Bezug zum Musikunterricht. Es existieren aber in der Musik viele Beispiele, die als Gesprächsanlaß für die Vertiefung des Friedensbegriffs oder des Geschichtsbewußtseins dienen können.


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