auf: »Dialogfähigkeit und Konfliktfähigkeit
sind die wichtigsten Komponenten von Friedensfähigkeit.« (Kultusminister,
11)
Hier werden zwei elementar bedeutsame Eigenschaften genannt, die notwendiges,
aber nicht hinreichendes Kriterium für die Entstehung von Frieden sind.
Der ›Friedensfähigkeit‹ stelle ich deswegen ›Friedensbereitschaft‹ als
zweite Bedingung entgegen. Diese wird von Bernd Götz in seinem Aufsatz
Bildung für den Frieden berücksichtigt,
indem er Sympathie und Handlungsbereitschaft betont: »Das Gebot der
Stunde ist eine Erziehung zu kritischer Vernunft und Einsicht in die großen
Zusammenhänge, gepaart mit einer tiefen Sympathie für die Schöpfung
und der Bereitschaft zu engagiertem und gleichwohl reflektiertem Handeln,
das sich solidarisch für die Entfaltungsrechte aller einsetzt.« (Götz,
25) Für die Relevanz der Friedenserziehung sind beide Aspekte von gleicher
Bedeutung, da nur beides zusammen Erfolg zeigen kann; wer diskutieren kann
und trotzdem zuschlägt, trägt eben so wenig zur Lösung einer
Konfliktsituation bei wie jemand, der zwar um Frieden bemüht ist, aber
Gewalt anwendet, weil er sich nicht anders zu helfen weiß.
3
Friedensbegriff und Geschichtsbewußtsein
Diese beiden Aspekte scheinen die kognitiven Kompetenzen eines Grundschülers
zu überfordern. Trotzdem halte ich sie für zwei wesentliche Inhalte
in der Friedenserziehung: Kinder tragen ihre Alltagserfahrungen in die Schule
hinein. Dazu gehören Streit und Versöhnung, sei es zwischen Eltern,
Geschwistern oder Freunden. Hier ist ein Anknüpfungspunkt gegeben, um
zu überlegen, was ›Frieden‹ sein könnte. Dabei soll keineswegs
auf ein bestimmtes Verständnis hingearbeitet, sondern zu wiederholter
Reflexion angeregt werden. Auch der unten genannte Begriff ›Gerechtigkeit‹
kann in die Diskussion einfließen. Die Schüler sollen dabei ihren
Blickwinkel erweitern. Dazu gehört die Erkenntnis, daß der in
diesem Land existierende politische Frieden nicht in jedem Erdteil besteht,
daß vielmehr immer wieder Kriege ausbrechen. Ebenso wichtig ist der
Hinweis auf die zeitliche Nähe des letzten Krieges in Deutschland, den
die Großeltern der Schüler noch miterlebten. Andererseits soll
sich zeigen, in welch langer Tradition der Wunsch nach Frieden steht. Diese
Lernziele haben an sich keinen zwingenden Bezug zum Musikunterricht. Es existieren
aber in der Musik viele Beispiele, die als Gesprächsanlaß für
die Vertiefung des Friedensbegriffs oder des Geschichtsbewußtseins
dienen können.
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