Wirklichkeit, die durch jedes einzelne Individuum mitgestaltet wird, so dass
auch die Lebensumstände eines jeden gleichermaßen bedeutungsvoll
werden. Personalisierung von Geschichte soll dabei Strukturen nicht verdecken
(vgl. Kocka 1978), sondern durch eine bislang wenig beachtete Zugangsweise
ergänzen und dabei ggf. auch in Frage stellen. Eine solche Sichtweise
verhilft Schülerinnen und Schülern, neue Bezüge zu fremden
Lebenswirklichkeiten zu entdecken und rechtfertigt damit den Einbezug von
Biographien in den Unterricht. Gleichzeitig verbietet dies eine daten-, fakten-
und anekdotenorientierte Geniedarstellung und entspricht der zu recht geäußerten
Kritik an den Komponistenbiographien vergangener Zeiten.
Statt die Überlegungen auf Komponistenporträts oder Komponistenbiographien,
wie sie die Unterrichtsmaterialien z. Zt. (noch) bestimmen, zu begrenzen,
muss vor dem Hintergrund dieser Anforderungen eine Ausweitung der biographischen
Betrachtung erfolgen (vgl. Seeger 1989). Mit der allgemeineren Bezeichnung
der Musikerbiographie (ein Begriff der selbstverständlich Musiker und
Musikerin vereint) muss den erweiterten Ansprüchen Rechnung getragen
werden und müssen nachschaffende und interpretierende Musiker mit in
die Betrachtung einbezogen werden (vgl. Maas/Arndt 1997, S. 275). Eine
solche Ausweitung der Perspektive würde auch die Gegebenheiten der außerschulischen
Auseinandersetzung mit Musik stärker berücksichtigen; dass außerhalb
des Musikunterrichts eine besondere Zugangsweise zur Sache gepflegt wird,
die offensichtliche Diskrepanzen zu den bislang geäußerten musikdidaktischen
Überlegungen aufweist, soll in folgenden Abschnitten verdeutlicht werden.
5
Musikerdarstellungen in den Medien: Das biographische Element unter Ausschluss
der Musik
Die Realitäten, in denen sich der Musikkonsum der heutigen Zeit bewegt,
für den Musikunterricht fruchtbar werden zu lassen, kann weder heißen,
die Umstände ungebrochen und unbefragt in den Unterricht einfließen
zu lassen, noch diese Umstände lediglich zur Überhöhung alternativer
und meist nur in einer künstlichen Aura des Unterrichts vorfindlicher
Musikaspekte zu thematisieren, sie damit letztlich ohne nähere Auseinandersetzung
bis zur Dämonisierung abzulehnen. Das Problem einer adäquaten Auseinandersetzung
beginnt zumeist schon mit einem fehlenden musikpädagogischen Verständnis
für das Verhältnis von Konsument und Musikware. Wer beispielsweise
unter musikpädagogischem Anspruch die Überschriften der Zeitschrift
(mit CD) Die Klassiksammlung liest und auf
Titel wie Mozart – das Wunderkind,
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