- 392 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Wirklichkeit, die durch jedes einzelne Individuum mitgestaltet wird, so dass auch die Lebensumstände eines jeden gleichermaßen bedeutungsvoll werden. Personalisierung von Geschichte soll dabei Strukturen nicht verdecken (vgl. Kocka 1978), sondern durch eine bislang wenig beachtete Zugangsweise ergänzen und dabei ggf. auch in Frage stellen. Eine solche Sichtweise verhilft Schülerinnen und Schülern, neue Bezüge zu fremden Lebenswirklichkeiten zu entdecken und rechtfertigt damit den Einbezug von Biographien in den Unterricht. Gleichzeitig verbietet dies eine daten-, fakten- und anekdotenorientierte Geniedarstellung und entspricht der zu recht geäußerten Kritik an den Komponistenbiographien vergangener Zeiten.

Statt die Überlegungen auf Komponistenporträts oder Komponistenbiographien, wie sie die Unterrichtsmaterialien z. Zt. (noch) bestimmen, zu begrenzen, muss vor dem Hintergrund dieser Anforderungen eine Ausweitung der biographischen Betrachtung erfolgen (vgl. Seeger 1989). Mit der allgemeineren Bezeichnung der Musikerbiographie (ein Begriff der selbstverständlich Musiker und Musikerin vereint) muss den erweiterten Ansprüchen Rechnung getragen werden und müssen nachschaffende und interpretierende Musiker mit in die Betrachtung einbezogen werden (vgl. Maas/Arndt 1997, S. 275). Eine solche Ausweitung der Perspektive würde auch die Gegebenheiten der außerschulischen Auseinandersetzung mit Musik stärker berücksichtigen; dass außerhalb des Musikunterrichts eine besondere Zugangsweise zur Sache gepflegt wird, die offensichtliche Diskrepanzen zu den bislang geäußerten musikdidaktischen Überlegungen aufweist, soll in folgenden Abschnitten verdeutlicht werden.

5 Musikerdarstellungen in den Medien: Das biographische Element unter Ausschluss der Musik

Die Realitäten, in denen sich der Musikkonsum der heutigen Zeit bewegt, für den Musikunterricht fruchtbar werden zu lassen, kann weder heißen, die Umstände ungebrochen und unbefragt in den Unterricht einfließen zu lassen, noch diese Umstände lediglich zur Überhöhung alternativer und meist nur in einer künstlichen Aura des Unterrichts vorfindlicher Musikaspekte zu thematisieren, sie damit letztlich ohne nähere Auseinandersetzung bis zur Dämonisierung abzulehnen. Das Problem einer adäquaten Auseinandersetzung beginnt zumeist schon mit einem fehlenden musikpädagogischen Verständnis für das Verhältnis von Konsument und Musikware. Wer beispielsweise unter musikpädagogischem Anspruch die Überschriften der Zeitschrift (mit CD) Die Klassiksammlung liest und auf Titel wie Mozart – das Wunderkind,


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