- 39 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
  Erste Seite (2) Vorherige Seite (38)Nächste Seite (40) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Brigitte Schäfer

Es ist ein Weinen in der Welt.
Brunhilde Sonntags vier Lieder nach Texten von Else Lasker-Schüler für Sopran und
Klavier: Analytische Betrachtungen

Brunhilde Sonntags im Jahre 1994 entstandene Komposition Es ist ein Weinen in der Welt vereinigt vier Gedichte Else Lasker-Schülers aus drei verschiedenen Gedichtzyklen in sich, deren besondere Konstellation einerseits aus literarisch-ästhetischen wie klangsinnlich-lautmalerischen und spezifisch rhythmisch-metrischen Vorstellungen resultiert, andererseits aber auch der tiefen Einsicht in die diffizilen psychischen Strukturen, das individuelle Lebensschicksal und die damit verbundenen Gesetze und Notwendigkeiten dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit verpflichtet ist – ein Tatbestand, welcher die besondere Sensitivität, hohe Empfindsamkeit und das tiefgreifende Wissen der Komponistin um Leben und Werk der Dichterin dokumentiert. Gedicht I und III Die Liebe; Weltende, dem Zyklus der Siebente Tag(1905), Gedicht II Weltflucht, dem ersten, 1902 veröffentlichen Gedichtband Styx entstammend, sowie Gedicht IV Mein Herz ruht müde aus dem letzten Gedichtzyklus Mein blaues Klavier (1943) stehen repräsentativ für das umfassende poetische Gesamtwerk Else Lasker-Schülers und stellen sozusagen die Eckwerte ihres über Jahrzehnte hinweg unter oftmals widrigsten ökonomischen Lebensbedingungen und zeitweilig brutaler politischer Verfolgung kontinuierlich fließenden literarischen Schaffens dar. Lasker-Schülers von starken Gegensätzen und extremen Spannungen geprägte Existenz spiegelt sich auf mannigfaltige Weise in ihrem sowohl Lyrik, Prosatexte, Theaterstücke wie auch unzählige Briefe umfassenden Lebenswerk wider, wobei jener bemerkenswerte Tatbestand Erwähnung finden sollte, daß auch ihre Prosaschriften (hierzu sollte auch die von ihr geführte umfangreiche Korrespondenz gezählt werden) subtile poetisch-sprachliche und klangmalerische Überhöhung bei äußerst fein gesponnener rhythmisch-metrischer Elaboration erfahren. Die jeweiligen Spannungsfelder realer und poetischer Existenz und jene beider Existenzen im Verhältnis zueinander erweisen sich als nie versiegende Quelle inspiratorischer Kräfte, aber auch unendlicher, sich stets erneuernder Probleme: Einsamkeit und Weltflucht, Suche nach Liebe, physischer Nähe, Geborgenheit und Wärme, abgründige Verzweiflung, Heiterkeit und


Erste Seite (2) Vorherige Seite (38)Nächste Seite (40) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 39 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft