ethischen Garanten gefunden zu haben, der ihn künstlerisch über
viele Klippen trug.«
Daß folglich auch in von Einems »Lehrmeinung« Menschliches mit Überfachlichem einherging, bestätigt wiederum Brunhilde Sonntag, wenn sie abschließend resümiert: »Ich empfand ihn nicht so sehr als Kompositionslehrer, sondern eher als Gesprächspartner, dem ich Beurteilungen und Ergebnisse meiner Arbeiten mitzuteilen hatte. Ich hatte mich mit Literatur, Bildender Kunst und natürlich Analyse von Musik zu befassen. Manche Unterrichtsstunde hatte kaum etwas mit Musik zu tun, aber ich weiß heute, daß seine Art, Gespräche anzulegen, den Grundstein gelegt haben für die Fähigkeit, über die Musik hinaus Zusammenhänge künstlerischer Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Obwohl ich damals – als absoluter Spätentwickler – das, was ich eher ahnend begriff, nicht in Musik umsetzen konnte, so ist doch später vieles ganz selbstverständlich in meine Kompositionen eingegangen.« (Sonntag, a.a. O., 48.) Fernab verklärender
Glorifizierung und Feiertagspathetik mag evident erscheinen, daß das
Verhältnis Blacher-von Einem durch die von Wachsamkeit und Scharfsinn
geprägte geistige Haltung sich sowohl in humanitärer wie musikalisch-pädagogischer
Hinsicht insofern auch in dem Verhältnis von Einem-Sonntag spiegelt.
Daß dieser Umstand glücklicherweise auch bei ›sonntäglichen‹
Nachwuchswissenschaftlern folgender Generationen, freilich unter zeitgeschichtlich-kulturell
veränderten Vorzeichen, essentielle Spuren hinterlassen hat und hoffentlich
weiter hinterlassen wird, möchte der Verfasser dieser Zeilen aus persönlicher
Erfahrung |